Uli Lenz & Ed Schuller

Is There A Life After Bradley's?

(Tutu/FMS)

Uli Lenz & Ed Schuller - Is There A Life After Bradley's?Wenn vom deutschen Jazz die Rede ist, dann fällt komischerweise nie der Name Uli Lenz. Der in Berlin lebende Pianist gehört zu den großen Unbekannten der Szene, kaum jemand schreibt über ihn, obwohl der 59-Jährige längst auf eine bemerkenswerte internationale Karriere verweisen kann, die ihn mit Musikern wie Abbey Lincoln, Steve Grossman, Hannibal Marvin Peterson, Idris Muhammad, Horacia „El Negro“ Hernandez oder Victor Jones zusammenbrachte. Ohne Peter Wiesmüller und sein unverwüstliches Tutu-Label wäre Lenz tonträger-mäßig hierzulande sowieso schon komplett in der Versenkung verschwunden. Immer wieder veröffentlicht er in unregelmäßigen Abständen Live-Preziosen jenes Mannes, den Jazz thing anlässlich seines USA-Durchbruchs mit „Rainmaker’s Dance“ 2001 zum „Tastenterminator“ erhob. Bei einem Dialog mit dem Bassisten Ed Schuller am 2. Oktober 2010 – nicht im legendären Bradley’s im Norden Manhattans, das als Tempel des Duo-Spiels gilt, sondern im rumänischen Kulturcenter Berlin – untermauert das Kraftpaket an den Tasten einmal mehr seine filigrane Wandelbarkeit. Lenz und Schuller agieren spröde, kantig, überraschend, souverän, modern, einvernehmlich, frei. Keine zwanghafte Verzahnung, sondern ein bewusstes Mit- und Gegeneinander zweier Alphatiere. 77 Minuten instrumentale Dialogkultur auf allerhöchstem Niveau: etwas für Feinschmecker.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 91

Veröffentlicht am unter Reviews

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