Udo Schild
It Ain't Over Now
(Prudence/Rough Trade)
Ein entrückt in die Ferne blickender Mittvierziger, die Gitarre von sich gestreckt, vor Holzhütte in Freizeitlicht: das Ganze als mittiges Foto auf Elfenbeinweiß mit schlichter, Understatement andeutender Beschriftung – der Klassiker für ein Missverständnis. Denn das Cover der zweiten CD des Kölner Sängers, Songwriters und Gitarristen Udo Schild könnte langweiliger kaum aussehen und entspricht damit so gar nicht dem Inhalt des Albums. „It Ain’t Over Now“ ist zwar einerseits ein Kuddelmuddel der Lieder von „Summertime“ über „Im wunderschönen Monat Mai“ bis hin zu Eigenem, mal live, mal im Studio, mal solo, mal mit Band aufgenommen. Es hat aber auch den Charme des Reduzierten, Pointierten, mit einer Prise Eigenwilligkeit in der Auswahl der Stücke und der Interpretation. Schilds sonore, zuweilen ein wenig schüchtern brüchig eingesetzte Stimme erweist sich als durchaus charismatisches Instrument, in der Lage, Spannungen auch im Detail zu entwickeln. Die scharf abgenommene Westerngitarre im Kontrast zum Sound von Xavier Fischers Wurlitzer oder auch zum Slow-Soul der Rhythmusgruppe ergibt changierende Klangstimmungen, so wie sich das Album überhaupt in der Nische jazzgetönten Kammer-Folks bewährt. Schade nur, dass man mit diesem Cover nicht automatisch zugreift.