Florian Weber

Biosphere

(enja/Soulfood)

PRO

Florian Weber - BiosphereIn New York, einer seiner „Biosphären“, hat Florian Weber mit dem Bassisten Thomas Morgan und dem Schlagzeuger Dan Weiss ein Trio formiert, das sich – mit Lionel Loueke als Gast – als kompakter Klangkörper präsentiert: ineinander geschachtelte Rhythmen, verwoben in einen vorwärts treibenden Beat, der bei manchen Stücken – wie bei Webers „Cosmic“ – ins Rocken gerät und Piano und Rhodes sich gegenseitig befeuern. Mit Morgan und Weiss, einem der angesagtesten Drummer der Improvisationsszene des Big Apple, zimmert Weber auch aus Popsongs – Coldplay, Jamiroquai, Clapton – kraftvolle Grooves mit starken Breaks, aber ohne Muskelspiel der Beteiligten: Morgans Solopart etwa bei dem Coldplay-Hit „Clocks“ ist ein Musterbeispiel dafür, wie gut dieses Trio funktioniert. Louekes Gitarre mischt sich bei einigen Songs mit perkussiven Tönen ein. Mittendrin dann gibt’s eine sphärische Einlage, Louekes „Mivakpola“ als Interludium, mit samtenem Gesang und lyrischem Gitarre-Piano-Duett.
Uli Lemke

KONTRA

Das Trio Minsarah ist Geschichte, Florian Weber macht allein weiter. Nicht die schlechteste Entscheidung, aber mit „Biosphere“ mag er einen denkbar schlechten Einstand erwischt haben. Mit Lionel Loueke, Thomas Morgan und Dan Weiss hat er sich zwar eine fulminante Band zusammengestellt, doch die vier Musiker verrennen sich auf der Suche nach dem gemeinsamen Punkt. Und wenn sie ihn dann doch mal finden, passiert Weber das Gleiche, was schon Minsarah zuweilen zur Geduldsprobe werden ließ: Er lässt den Augenblick nicht mehr los, sondern will ihn unendlich ausdehnen. Mit viel Wohlwollen könnte man dem Sound Transparenz bescheinigen, in Wirklichkeit klingt er aber einfach nur dünn. Daran kann nicht einmal der Bassist Thomas Morgan etwas ändern. Webers Version von Coldplays „Clocks“ klingt noch schleimiger als das Original, andere Coverversionen von Jamiroquai und Eric Clapton sind kaum besser. „Biosphere“ ist Florian Webers New-York-Album – aber es klingt wie Hannover.
Wolf Kampmann

Text
Uli Lemke & Wolf Kampmann
, Jazz thing 95

Veröffentlicht am unter Reviews

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