RIP: Achim Hebgen
Im Januar, als ich für Jazz thing auf Recherche-Reise durch Italien war und am Schluss zwei Tage im Haus von Pino Minafra in der Nähe von Ruvo Di Puglia verbrachte, sprach der Gründer des Italian Instabile Orchestra und Trompeter auch über seine Treffen mit Achim Hebgen Mitte der 1990er – noch immer voller Begeisterung für den Menschen Achim Hebgen ebenso wie für den Musikjournalisten. Wie dieser ihm in seiner Funktion als Jazzredakteur beim Südwestfunk (dem heutigen Südwestrundfunk, SWR) besucht hatte, um über ein besonderes Banda-Projekt aus italienischen Laien- und Jazzmusikern zu sprechen. Wie die Beiden mit Leidenschaft und Engagement sich daran machten, dieses Projekt gemeinsam zu stemmen und es für ein großes Publikum hörbar zu machen. Und darüber, wie Hebgen mehr und mehr Feuer fing für diese einzigartige Musikkultur aus Italien. 1998 erschien auf enja Records die Doppel-CD „Banda Cittá Ruvo Di Puglia: Traditional Italian Banda & Jazz“.
Der gebürtige Berliner Hebgen begann seine Laufbahn als Musikjournalist in der Jazzredaktion bei Joachim Ernst Berendt. Danach arbeitete er viele Jahre in verschiedenen Redaktionen des Südwestfunks (SWF) – unter anderem für die Sendungen „Pop-Shop“ auf SWF 3, „Music-Avenue“ und „Forum Musik“ auf SWF 2. 1991 übernahm er die Leitung der Jazzredaktion dieser ARD-Anstalt und widmete sich mit seinem Radioprogramm bis 2002, als er in Vorruhestand ging, vor allem den Nahtstellen zwischen Jazz und Weltmusik. Wie gerade erst bekannt wurde, ist Hebgen am 25. September 69-jährig in Freiburg gestorben. „Achim Hebgen war einer der Kollegen, die für ein Kulturprogramm besonders wertvoll sind, weil sie beherzt und wohlkalkuliert Grenzen überschritten“, so der Wellenchef von SWR 2, Johannes Weiß: „Er hat unser Verständnis für den Jazz enorm erweitert, indem er ihn zum Beispiel hin zur so genannten Weltmusik öffnete. Dazu gehörte damals der Mut, sich gegen die Kritiker einer solchen Öffnung durchzusetzen.“