Niafunké: Desert Blues verstummt
Letzte Woche thematisierten wir das erzwungene Exil des Festival Au Désert, nun erreichen uns traurige Nachrichten aus Niafunkéin der Nähe Timbuktus. Im Zuge der Eroberung des malischen Nordens durch die islamistischen Rebellen ist in Ali Farka Tourés Heimatort die Scharia eingeführt worden, mit dramatischen Folgen für die Menschen und die einmalige Kultur der Region: Das französische Weltmusikportal Mondomix berichtet, dass aus der Stadt am Niger so wie anderen Orten in der Umgebung die Musik verbannt worden sei: Die Lieder von Touré sind verboten. „Wenn es keine Musik mehr gibt in Mali, wird das unsere gesamte Kultur zerstören“, sagt Tourés berühmter Kollege Salif Keita an die Adresse der Rebellen, die mit Al-Qaida in Verbindung stehen.
Mittlerweile hat ein Exodus von Musikern aus dem Norden eingesetzt, unter den Flüchtlingen ist etwa die Sängerin Khaira Arby, der die neuen „Machthaber“ mit dem Herausschneiden der Zunge drohten. Ihr zufolge konfiszieren die Islamisten Mobiltelefone und ersetzen die weltlichen Klingeltöne durch Koransuren, Signale von Radiosendern werden gestört, Stereoanlagen zertrümmert. Im Süden hat sich mit den „Sofas De La République“ derweil eine Protestbewegung junger Künstler gegründet, der die Sängerin Naba TT angehört, die jüngere Schwester von Rokia Traoré. Ihr Song „Mabilen So“ ist gerade zur Fanfare der jungen Leute geworden, die die Untätigkeit der Politiker kritisieren und dafür eintreten, dass Mittel und Wege gefunden werden sollen, die Einheit des Landes wiederherzustellen.