Inzwischen hat sich das Punkt Festival in Kristiansand zu einem Knotenpunkt elektronischer Avantgarde entwickelt. Die beiden DJs und Live-Sampling-Tüftler Jan Bang und Eric Honoré, die von Anfang an diese Zusammenkünfte der Szene koordiniert haben, sind sogar in der Lage, Auftragsarbeiten zu vergeben. So geschehen mit „Uncommon Deities“, einer auf die charismatische Stimme von David Sylvian zugeschnittenen audiovisuellen Installation, deren Tonspur nun als CD vorliegt. Basierend auf metaphysischen Texten von Paal-Helge Haugen und Nils Christian Moe-Repstad, die eine Art moderne Theognosis um eine imaginierte Götterwelt der säkularen Welt entwerfen, gestalten Bang, Honoré und deren Kreis wie die Sängerin Sidsel Endresen, der Trompeter Arve Henriksen, der Pianist John Tilbury oder auch Gitarrist Eivind Aarset als Gast ein entrückend erdenfernes Panoptikum der Soundeindrücke. Dieses Text-Musik-Gebilde wirkt, der Kunstform der Installation folgend, statisch, als habe es eher eine räumliche als eine zeitliche Ausdehnung. Tröpfelnde, schwebende Motive, Soundfragmente, Sampleakzente, semantikfreie und poetisch aufgeladene Stimmsequenzen, verhalten agierende elektronische Momente ergänzen sich zu einer Hörskulptur, radikal in der Verneinung einer zwingenden Sukzession des künstlerischen Geschehens – und wahrscheinlich nur als echte Installation in seiner Gesamtheit zu erfassen.