Madeleine Peyroux

The Blue Room

(Emarcy/Universal)

Madeleine Peyroux – The Blue Room (Cover)„The Blue Room“ beginnt so vielversprechend wie kein anderes Album von Madeleine Peyroux. Der Opener „Take These Chains“ kommt auf eine unaufdringlich moderne Art jazzig rüber, mit lasziv-lässigen Besen von Drummer Jay Bellerose, der virilen Hammond B-3 von Larry Goldings, einem lässigen Groove von Bassist David Pitch und herrlich angerauter Gitarrenarbeit von Dean Parks, während die Sängerin wie eine gesunde Reinkarnation von Billie Holiday klingt. Der beste Swingsong seit Langem! Da passen sogar die weichen, aber im Nachklang interessant dunklen Streicher, die Vince Mendoza daruntergelegt hat. Das Rezept funktioniert jedoch maximal eineinhalb Tracks lang. Danach legt Erfolgsproduzent Larry Klein einen seltsamen Nebel aus entschleunigtem Schwermut über seine und Peyroux‘ Lieblingssongs, die an Ray Charles‘ Klassiker „Modern Sounds Of Country And Western Songs“ angelehnt sein sollen. Eine spezielle Form der Novemberdepression macht sich breit, bei der es einem schwerfällt, die raffinierten Nuancen in Leonard Cohens sowieso schon Suizid-förderndem „Bird On The Wire“, Randy Newmans „Guilty“ oder Warren Zevons „Desperados Under The Eaves“ herauszuhören. Madeleine singt herzzerreißend schön, die Geigen schluchzen und irgendwann hält man es einfach nicht mehr aus. Entweder eine bunte Pille einwerfen oder den Player ausschalten. Geschmackssache.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 98

Veröffentlicht am unter Reviews

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