Birgitte Lyregaard
Blue Anemone
(Challenge/SunnyMoon)
Und wieder eine: Birgitte Lyregaard kommt aus Nordeuropa, ist jung, singt und reiht sich damit in die lange Reihe der Stimmband-Arbeiterinnen aus Skandinavien ein. Nicht ohne aufhorchen zu lassen. Der Dänin ist mit ihrem Debüt ein kleines vokales Ausrufezeichen in der großen Masse gelungen. Ein Ausrufezeichen der leisen und subtilen Art: Zehn Songs hat sie nur mit ihrer Stimme, der Saxofonistin Alexandra Grimal sowie dem Pianisten Alain Jean-Marie eingespielt und damit voll auf kammermusikalische Intimität und eine Atmosphäre der Entschleunigung gesetzt. Mit ihrer unaufgeregten, unaufdringlichen Phrasierung verbreitet sie Late-Night-Stimmung, ohne plüschigen Kuschel-Affekten zu erliegen oder die notorische Langsamkeit der Kollegin Slettahjell zu kopieren. Wenn Lyregaard singt, lässt sie ihre Stimme durch die Balladen hauchen und schwelgen und schafft es, selbst Standards wie „But Beautiful“ oder „I Thought About You“ neue Facetten und ein Tempo abzugewinnen, das hinter dem normalen Zählmaß taumelt. Ihre beiden Begleiter verschreiben sich dieser Zeitlupen-Ästhetik voll und ganz. Vor allem Grimal wartet mit zauberhaften Chorussen und einer Saxofon-Stimme auf, die sich bisweilen aus einer ganz anderen Welt in die Songs einzuklinken scheint.