All that I am (Santana)
Immer mal wieder geht Carlos Santana mit der amerikanischen Musik- und Medienwelt ins Gericht, weil sie seine persönlichen Helden der erleuchteten sechziger Jahre nicht genügend würdigt. Natürlich könnte er ebenso gut auf sich selbst schimpfen. Denn es ist lange, lange her, dass Carlos Santana die Heroen geehrt hat und Jazzstücke von John Coltrane, Gene Ammons, Herbie Mann oder Gábor Szábo spielte.
Zuletzt hat er dreimal hintereinander dasselbe Album gemacht, nur jedes Mal etwas langweiliger. Das beginnt immer mit ein, zwei unbekannten Outtakes aus der Zeit von „Abraxas“, im Digitalstudio hochsterilisiert, und anschließend wird einfach die aktuelle Pop-, Rock- und HipHop-Szene abgefeiert. Wahrscheinlich dürfen sich diese Zeitgeist-Stimmen in so ein Santana-Konvolut einfach hineinkaufen – nach dem Motto: Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Wahrscheinlich verhandeln die Manager und Musikbosse nur darüber, welcher Schützling auf welchem Stück wie lange singt, wer auf dem gleichen Album keinesfalls dabei sein darf, welcher Agent, Künstler oder Verwandte noch als Autor genannt werden muss, wie sich die Verhandlungsführer die Tantiemen teilen usw.
Hunderte haben bei so einem Liedchen ihre Händchen im Spiel, bei „My Man“ hätten allein die Toningenieure zwei Fußballmannschaften bilden können. Das Einzige, was ein Carlos Santana dann noch beiträgt, sind ca. 50 seiner berühmten Gitarrensoli pro Track, jedes einen halben Takt lang. Er weiß daher am besten, wem die Ehre für sein Album gebührt: dem Apparat. „We offer you our heart’s deepest gratitude“: In diesem beseligten Winselton bedankt sich der Künstler Santana bei seinem Plattenboss, bei Sony BMG und den „great producers“ für ihre große musikalische Vision. Das sind dann wohl die erleuchteten Helden von heute.
Lieber Pit,
du irrst zwar selten, aber hier liegst du definitiv falsch, wenn du schreibst: „Das Einzige, was ein Carlos Santana dann noch beiträgt, sind ca. 50 seiner berühmten Gitarrensoli pro Track, jedes einen halben Takt lang.“ Carlos spielt seit Jahrzehnten in jeden Stück im Prinzip ein und dasselbe Weedly-weedly-wee-Gitarrensolo und variiert lediglich die Länge der einzelnen wimmernden Töne.
Ja, Santana…
nachdem ich mit einem Freund im Bus über eines dieser 3 genannten Alben gesprochen habe, mußte ich es mir anhören. Leider fand ich gar nichts, nicht ein Fitzel der mir gegenüber geäußerten Genialität.
Das erinnert mich immer an einen bissigen Kommentar zur mE 3ten Jazzkantine:
„Jazz bedeutet, wir machen es auch mit Bläsern“
Wo sind die wahren Meisterwerke hin ?
Borboletta ? Seine (meiner Meinung nach, nicht offiziell) größte Leistung. Bitte nicht von CD hören… :-)
Ich wünsche mir sehr viele unverkrampfte, sperrige und eckige Platten für 2006. So long !
Mein Freund Tommy hat mich gerade auf eine Gastrolle aufmerksam gemacht, wo C.S. es genauso treibt, Shakiras Song „Illegal“. Tommy zählte 27 Santana-Mini-Soli und ein immerhin 8-taktiges „Weedly-Weedly-Wee“ (Copyright by Cipo). Vielleicht will mal jemand nachzählen? (ph)