RIP: George Duke

George DukeIst am 5. August gestorben: George Duke

Als Jugendlicher liebte ich die hochkomplexe Rockmusik von Frank Zappa und seinen Mothers Of Invention, das Live-Album „Roxy & Elsewhere“ von 1974 wurde mir zur musikalischen Bibel. Und inmitten dieser Band entdeckte ich einen schon damals recht schwergewichtigen Mann, der an den analogen Keyboards sitzend den verschrobenen Klangcollagen eines Frank Zappas die notwendige Grundierung und Erdung gab. Mit faszinierender Leichtigkeit spielte George Duke über Stilgrenzen hinweg, brachte nicht nur Jazz und Rock zusammen, sondern fügte mit geschmeidiger Phrasierung Soul und Funk, Gospel und Blues hinzu. Mit seinem gleichermaßen augenzwinkernden wie warmherzigen Humor schuf er zu Zappas abgehobener Subversivität ein Gegengewicht und warf Anker aus, die sich im Ohr und in der Seele verhakten: ein unbeschreibliches, weil faszinierendes Hörerlebnis.

Ich wollte mehr von diesem Musiker hören. Zuallererst besorgte ich mir all die Platten, die er in den 1970ern für das renommierte deutsche MPS-Label aufnahm – allen voran das Album „I Love The Blues, She Heard My Cry“, das geradezu archetypisch ist für Dukes eklektischen Stilmix, für seine Funkiness und seinen instrumentaltechnischen Spielwitz. Diese Platten waren eine Art „Erweckungserlebnis“ für mich: Danach ging ich auf Entdeckungsreise durch die Welt des damals populären Jazz-Rock – beginnend bei „Live On Tour In Europe“ der Billy Cobham/George Duke Band (mit einem 25-jährigen John Scofield) über Cobhams „Spectrum“ bis hin zu Weather Report, Miles Davis, John McLaughlin etc. pp. Aber es ist George Duke gewesen, der den Schlüssel in der Hand hielt, um mir als Jugendlichen die Tür zu öffnen, durch die ich in den für mich neuen Kosmos des Jazz eintreten konnte. Ab den 1980ern ließ mein Interesse am „Solokünstler“ George Duke zwar nach – zu glatt und zu „smooth“, zu kommerziell und zu sehr am Mainstream orientiert wurde seine Musik. Dennoch gab es immer wieder Ankerplätze, an denen auch ich festmachen konnte. Häufig dann, wenn er als Produzent in Erscheinung trat: wie zum Beispiel für die CD „Individuality (Can I Be Me?)“ von Rachelle Ferrell, auf der das Eckige und Kantige, der Humor und Witz wieder hörbar waren – all das, was den „frühen“ George Duke auszeichnete.

Es wäre zu schön, wenn man Dukes Tod romantisch deuten könnte: dass er nur noch sein neues Album „Dreamweaver“ (Heads Up/in-akustik) fertigstellen und veröffentlichen wollte, um seiner Frau Corine, die vor fast genau einem Jahr gestorben ist, zu folgen. Doch die Ursache für seinen Tod ist so grausam wie profan: Am 5. August ist George Duke in einem Krankenhaus in Los Angeles an den Folgen seiner Leukämie-Erkrankung gestorben, gerade einmal 67 Jahre alt. Postskriptum: Am 10. August sollte Duke im New Yorker B.B. King Blues Club & Grill auftreten. Nun haben sich die Programmmacher entschlossen, an diesem Abend einen „Special Tribute To George Duke“ zu veranstalten – mit Roy Ayers und Band plus John Scofield und weiteren „Special Guests“ – und in Andenken an diesen Musiker Spenden für die amerikanische „Leukemia & Lymphoma Society“ zu sammeln. Text: Martin Laurentius

Weiterführende Links:
George Duke
B.B. King Blues Club & Grill

Text
Martin Laurentius

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1 Kommentar zu „RIP: George Duke“

  1. joerg schulmeister

    Danke, lieber Martin, dieser Artikel haette von mir sein koennen, nur dass ich durch ihn auch noch Soul-Funk lieben gelernt habe. Zappa-Duke-Miles-Return-to-Forever-Bird-Trane-Earth,Wind&Fire, das waren einige Stationen. Fuer mich als Liebhaber und Amateur-Musiker der wichtigste Musiker meines Lebens. 2010 durfte ich ihn nochmal sehen und ihm – ich war in der vordersten Reihe – die Hand schuetteln. Ich hab schon wieder Traenen in den Augen.
    Beste Gruesse, Joerg