Berlin: Zentrum für Jazz und improvisierte Musik
Wie berichtet, steht seit geraumer Zeit ein Konzept über ein „House Of Jazz“ zur Diskussion, das die Deutsche Jazzunion, die IG Jazz Berlin und Till Brönner unter Beteiligung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) nach einem intensiven mehrjährigen Austausch entwickelt haben. Laut einer Pressemitteilung der Berliner Senatsverwaltung vom 21. Januar gilt ein „Zentrum für Jazz und improvisierte Musik“ in der Alten Münze nun als abgemachte Sache.
Im Mai 2018 hatte das Abgeordnetenhaus bereits beschlossen, die Alte Münze als Kultur- und Kreativstandort zu sichern und zu entwickeln. Die Prüfung verschiedener Konzepte sei durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa nunmehr abgeschlossen: „Aus kulturfachlicher Sicht wird die Entwicklung einer Ankerinstitution für den Jazz befürwortet, da hier besondere Bedarfe für eine strukturelle Stärkung der Szene vorliegen.“
Entstehen solle nun ein Zentrum für Jazz und improvisierte Musik mit internationaler Strahlkraft, eine neuartige Institution, die fest in der bundesdeutschen Szene und der Stadt Berlin verankert sei und sich gegenüber anderen Sparten der freien Musikszenen, darunter z.B. die zeitgenössischen Musikgenres, experimentelle Popmusik oder transkulturelle Musik, öffne. Kultursenator Klaus Lederer kommentiert die Entscheidung seiner Verwaltung als dringend: „Der Jazz braucht eine Ankerinstitution, nicht nur in Berlin, sondern bundesweit. Und dass so etwas, wenn das kulturpolitische Interesse da ist, in Berlin umgesetzt wird, ist besonders sinnvoll.“ Das Konzept solle in den kommenden Jahren mit den Beteiligten, weiteren Expertinnen und Experten sowie im Austausch mit Akteurinnen und Akteuren der freien Musikszenen weiterentwickelt werden. Bisherige Pläne sahen vor, dass das Land Berlin insgesamt 35 Millionen Euro für die Sanierung und Erweiterung des Areals zur Verfügung stellt und der Bund sich mit insgesamt 12,5 Millionen Euro sowie zukünftig am Unterhalt beteiligen soll.
Während die Deutsche Jazzunion, Till Brönner und die IG Jazz Berlin die Ankündigung des Berliner Senats begrüßen, kritisiert die Initiative Neue Musik Berlin, dass Berlin die einmalige Chance vergebe, die Alte Münze zu einem zukunftsweisenden Ort der Freien Musik-, Kunst- und Kulturszene zu entwickeln: „Dieser Richtungsentscheid der Senatsverwaltung ist fatal, grenzt er doch große Teile der Freien, experimentellen Musikszenen Berlins – die Neue Musik, die Klangkunst, das zeitgenössische Musiktheater, die elektroakustische Musik, die experimentelle Pop- und Clubmusik bis hin zur Freien alten Musikszene – von vornherein als gleichberechtigte Partner aus. Alle diese Genres bedürfen genauso wie der Jazz dringend neu zu schaffender musikgeeigneter Produktions- und Präsentationsräume in Berlin.“
Weiterführende Links
Pressemitteilung Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Pressemitteilung Deutsche Jazzunion