RIP: Susan Weinert

Susan & Martin WeinertSusan & Martin WeinertWer Susan und Martin Weinert je live auf der Bühne erlebte, der merkte sofort, dass hier nicht nur ein Ehepaar gemeinsam Musik machte. Vielmehr spürte man die besondere Verbindung zwischen beiden: dass mit ihnen zwei Menschen einander zugewandt waren, deren Seelen tief im Innern miteinander korrespondierten, ohne Worte verlieren zu müssen. Dieses Einmalige des Ehepaares zeigte sich auch im „wirklichen“ Leben: Während sich Martin Weinert in der Regel um die geschäftliche Seite ihrer beider Karrieren kümmerte, war Susan ganz auf den kreativen Teil fokussiert. Die Gitarristin war nominell die Leaderin sämtlicher Bands der beiden Weinerts, komponierte die Musik und gab die stilistisch-ästhetische Richtung vor.

Susan Weinert wurde 1965 im saarländischen Neunkirchen geboren. Sie machte erst eine Lehre zur Zahnarzthelferin, bevor sie sich entschloss, eine Profilaufbahn als Gitarristin einzuschlagen. In den 1980ern lernte sie ihren späteren Ehemann kennen, den Bassisten Martin Weinert. Mit ihm und dem Schlagzeuger Hardy Fischötter gründete sie 1985 die Susan Weinert Band, die über viele Jahre ihre Stammgruppe war. Währenddessen nahm sie auch Unterricht bei den amerikanischen Gitarristen John Abercrombie und Mike Stern, schon damals setzte sie alles daran, nicht nur eine Virtuosin zu werden, sondern auch zu einer eigenen Sprache auf ihrem Instrument zu finden.

1992 erschien das Debütalbum der Susan Weinert Band, „Misterious Travelers“. Darauf zeigte sich schon, wie selbstverständlich Weinerts Band zwischen Jazz, Rock und Pop zu wechseln wusste und wie sehr man darauf bedacht war, unverwechselbar zu klingen. Veröffentlichten die Weinerts die folgenden Jahre ihre CDs noch bei Intuition oder Skip Records, so entschlossen sie sich 2004 zum Schritt in die Selbstständigkeit und gründeten ihr Label Tough Tone.

Danach wurde es ruhiger um die Weinerts – aber beileibe nicht stiller. Susan ließ nun öfters ihre E-Gitarre zu Hause und konzentrierte sich auf die akustische Nylonsaiten-Gitarre, während ihr Ehemann häufiger zum Kontrabass griff. Aus ihrem akustischen Synergy-Duo entwickelte sich zuletzt das Susan Weinert Rainbow Trio, als vor gut zwei Jahren der junge Pianist Sebastian Voltz dazu stieß. Im Herbst vergangenen Jahres war dieses Trio im Studio La Buissonne in Südfrankreich und nahm das Album „Der Baum vor meinem Fenster“ auf. Es wird die letzte Produktion der Gitarristin zu Lebzeiten sein: Am 2. März ist Susan Weinert nach schwerer Krankheit gestorben – mit nur 54 Jahren viel zu jung. „Der Baum vor meinem Fenster“ erscheint posthum im Frühjahr.

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Susan Weinert

Text
Martin Laurentius
Foto
Manuela Prediger

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