Julie Campiche Quartet
Onkalo
(Meta/NRW)
Meditativer Schönklang, nervöses, hibbeliges, lautes Suchen, und dann wieder Schönklang: Was wie ein abruptes Auf und Ab wirkt, hat durchaus System. Die Schweizer Harfenistin Julie Campiche spielt mit den Extremen, um ihre Wirkung zu erhöhen. Das erste Album ihres neuen Quartetts mit dem Saxofonisten Leo Fumagalli, dem Bassisten Manu Hagmann und dem Schlagzeuger Clemens Kuratle wirkt wie ein Experimentierfeld der Klänge. Die vier Instrumentalisten formen ihre Werke wie Skulpturen, lehnen sich an den ECM-Sound an, ohne ihn zu kopieren, und interagieren dreist und mutig mit der Stille. Dabei stehen Freigeister wie Tom Waits, CocoRosie, Portishead, Keith Jarrett, Joe Henry und Arvo Pärt Pate. „Onkalo“ (finnisch für Höhle; inspiriert durch ein unterirdisches Lager für radioaktive Abfälle) lässt den vieren jeden nur erdenklichen Raum, erzählt Geschichten, auch politische, die fesseln, und bewegt sich nur scheinbar im Schleichgang. „Wenn wir zu schnell gehen, wird die Geschmeidigkeit, der zentrale Faden gerissen“, warnt Campiche, deren Harfe im Himmel absolut keinen Platz hätte. Ein wunderbarer Prototyp für üppigen Minimalismus.