Enders Room
Dear World / Hikikomori
(Yellowbird/edel)
Seit vielen Jahren betreibt der Saxofonist Johannes Enders sein elektronisches Projekt Enders Room. Wie er dafür Sounds und Beats programmiert, klare Linien und wirkungsvolle Steigerungen baut, eine rockende Geradheit verfolgt und auch intelligente Techno-Effekte einfügt – das hat Mood und Groove und eine prickelnde Science-Fiction-Atmosphäre. Sein Spiel auf Saxofon und Bassklarinette kontrastiert dazu reizvoll – das Jazzass Enders macht am Horn keine Kompromisse. Die Musik der ersten CD seines machtvollen Doppelpacks entstand in fleißiger Heimarbeit, verfeinert durch ein erlesenes Musikerteam um Jean-Paul Brodbeck (Piano) und Karl Ivar Refseth (Vibrafon). Auf der zweiten CD ist Saxofonprofessor Enders mit denselben Leuten in einer akustischen Jazzformation zu hören, der Trompeter Bastian Stein macht den Antagonisten. Stilistisch und dynamisch bewegt sich das auf ähnlichem Gleis wie CD 1 – sozusagen Enders Room Unplugged. Es ist nicht ohne Reiz, sich vorzustellen, wie die akustischen Stücke im elektronischen Remix klingen könnten. Eine interessante neue Jazzästhetik? Oder eine vergebene Chance?