Gespräch: 50 Jahre ESP
„The artists alone decide what you will hear on their ESP-Disk“. So schlicht und einfach lautete das Motto für das Label ESP Records, das der Rechtsanwalt Bernard Stollman 1963 in New York gegründet hatte. Die erste Platte war „Ni Kantu En Esperanto“ (auf Deutsch: „Wir singen in Esperanto“), die ersten drei Buchstaben der sogenannten Plansprache Esperanto gaben Stollmans Label auch seinen Namen. Jazzhistorisch interessant war indes das zweite Album, das auf ESP 1964 erschien: „Spiritual Unity“, das der damals noch nahezu unbekannte Saxofonist Albert Ayler mit dem Bassisten Gary Peacock und dem Schlagzeuger Sunny Murray eingespielt hatte. Stollman hörte Ayler zum ersten Mal im Baby Grand Cafe in Harlem, und als er ihn kurz darauf wiedertraf, sagte er ihm: „I am starting a record company, and I would like you to be my first artist.“
In den folgenden Jahren sollte Stollmans Label zur musikalischen Heimat vieler Free-Jazz-Musiker werden. Neben Ayler veröffentlichten unter anderem auch Paul Bley, Pharoah Sanders, Ornette Coleman, Frank Wright, Gato Barbieri, dem Sun Ra Arkestra und – als einziger Europäer – Gunter Hampel auf ESP Records. Schon Ende der 1960er-Jahre rief Stollmann weitere Editionen ins Leben, so dass Folk- und Rock-Acts ebenso ihren Platz im ESP-Katalog gefunden haben wie alte (Jazz-)Konzertmitschnitte. Stollman, mittlerweile 85 Jahre alt, ist mit seinem Label weiterhin auf dem Markt präsent. Aus Anlass des 50. Jubiläums von „Spiritual Unity“ veranstaltet das Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet am 11. Februar ab 19 Uhr ein Podiumsgespräch mit Stollman. „Eine 20-jährige Freundschaft verbindet mich mit Bernard Stollman und ich kann versprechen, das wird ein spannender Abend“, schreibt einer der beiden Leiter des Archivs, Hans Schreiber, in der Ankündigung.
Weiterführende Links:
Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet