Joachim Kühn
Touch The Light
(ACT/edel)
Mit Mitte 70 kann man sich den Luxus gönnen, Rückschau auf das eigene Leben und die Karriere als Improvisationskünstler zu halten. Eigentlich wollte Joachim Kühn erst mit 90 ein reines Balladenalbum einspielen. Doch die Abgeschiedenheit seines Hauses auf Ibiza und auch das Fehlen der Konzerte wegen der grassierenden Corona-Pandemie ließen den Pianisten, der am 15. März seinen 77. Geburtstag feiert, umdenken. Jedenfalls hat er mit seinem DAT-Recorder in seinem Musizierzimmer rund 40 Stücke aufgenommen, die allesamt irgendwie mit ihm als Menschen und Musiker verbunden sind und deren Essenz nun als „Touch The Light“ auf CD veröffentlicht wird. Und man hört tatsächlich in den 13 Solo-Piecen einen nahezu unentdeckten Kühn. Der Pianist, der zeitlebens mit seinem donnernden, expressiven und brillant-hochvirtuosen Spiel auf den 88 Tasten ebenso berühmt wie berüchtigt war, zeigt sich auf einmal introspektiv, lässt jedem Ton und Klang den notwendigen Raum, sich auszubreiten und zu entfalten, und jeder noch so leise Nachhall scheint für Kühn von Bedeutung zu sein. Bemerkenswert.