Inge Brandenburg
Don't Blame Me
(Sonorama/Groove Attack)
Die wegen ihres dunklen Timbres und hervorragenden Timings als beste europäische Jazzsängerin der 1960er-Jahre bezeichnete Inge Brandenburg trat damals mit der ersten Garde des Jazz aus Deutschland auf, darunter Albert Mangelsdorff, Gunter Hampel, Kurt Edelhagen und Hans Koller. Ihre Einspielung von „Lover Man“, bei dem sie sich mit ihrer seelenvoll intensiven Stimme die Seele aus dem Leib sang und ihre Umgebung sozusagen zum Swingen brachte, ist Teil dieser bisher unveröffentlichten und – wie man es von Sonorama gewohnt ist – sorgfältig restaurierten und gemasterten Konzertaufnahme. Die große Klasse dieser dem Blues so nahen Sängerin, die bei jedem der zwölf Stücke beeindruckend zu hören ist, lässt es umso trauriger erscheinen, dass ihr letztlich die zweifellos gebührende, langfristige Anerkennung versagt blieb und sich Inge Brandenburg darum ab den 1970ern mehr und mehr aus dem Musikgeschäft zurückzog und letztlich vereinsamt starb. „Don’t Blame Me“ ist nicht weniger als das Vermächtnis einer ehrlichen, unverfälscht singenden Vokalistin, die es wert ist, von einem Publikum jenseits des Massengeschmacks wiederentdeckt zu werden.