Jost Nickel

Mit Augenzwinkern

Ein sehr spätes Debütalbum veröffentlicht der Schlagzeuger Jost Nickel mit „The Check In“ (Leopard/Broken Silence) im April. Dabei war der Hamburger vor rund 25 Jahren auf dem Sprung, sich im instrumentalen Jazzrock- und Fusion-Bereich einen Namen als virtuos und viril trommelnder Musiker zu machen, als er als Mittzwanziger in der Band Matalex um den Gitarristen Alex Gunia spielte.

Jost Nickel (Foto: Gerhard Kuehne)

Er hatte aber andere Pläne, stieg Ende der 1990er aus dieser Band aus und wechselte zudem das Genre. „Nach vier intensiven Jahren mit Matalex habe ich gemerkt, dass ich zukünftig lieber in Pop- und Rockbands arbeiten wollte – also keine instrumentale, sondern nur noch vokale Musik spielen wollte. Wahrscheinlich hatte diese Entscheidung auch damit zu tun, dass ich endlich vor großem Publikum auftreten wollte“, erzählt Nickel schmunzelnd.

Dass „The Check In“ gleichermaßen angenehm retrospektiv klingt wie authentisch geerdet wirkt, hat auch mit Nickels Entscheidung zu tun, dieses Album mit den Menschen aufzunehmen, mit denen er in den vergangenen 20 Jahren oft zusammengearbeitet hat – als Schlagzeuger für Pop-Acts wie Jan Delay oder Mousse T., aber auch bei seinen seltenen Ausflügen zurück in den Jazzrock, etwa im Trio mit dem Gitarristen Jeff Lorber und dem E-Bassisten Jimmy Haslip. Und aller Ernsthaftigkeit, mit der er die acht Stücke angegangen ist, zum Trotz scheinen in diesen stets Humor und Selbstironie durch. Jost Nickel:

„So sehr ich es liebe, stundenlang darüber nachzudenken, ob der eine Snare-Schlag richtig sitzt oder die Gitarre an dieser Stelle passt, so sehr mag ich es, zurückzutreten und augenzwinkernd auf mich und mein Schaffen zu schauen.“

Text
Martin Laurentius
Foto
Gerhard Kühne

Veröffentlicht am unter 138, Feature, Heft

Deutscher Jazzpreis 2025