Neues Buch: Jazzdebatten
Ende September 2013 fand das 13. Darmstädter Jazzforum statt. Das besondere dieses Symposiums war, dass zum ersten Mal das renommierte Jazzinstitut Darmstadt sein Jazzforum und das gleichfalls renommierte Institut für Jazzforschung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz seine elfte wissenschaftliche Tagung zusammen ausgetragen haben. So war das Thema dieser gemeinsamen Tagung zweigeteilt: „Jazzdebatten/Jazzanalysen“; konzentrierte sich der erste, „Darmstädter“ Teil auf die ästhetischen Debatten um den Jazz, so legte der zweite, „Grazer“ Teil seinen Schwerpunkt auf die Analyse der improvisierten Musik. Der „Jazzdebatten“-Teil ist gerade als Band 13 der „Darmstädter Beiträge zur Jazzforschung“ in Buchform erschienen. „Debatten im Jazz waren immer Ausdruck ästhetischer Diskurse und ästhetischen Wandels“, schreibt Dr. Wolfram Knauer, Leiter des Jazzinstituts, in seinem Vorwort. „Im Rahmen des Darmstädter Jazzforums konnten wir nun einige herausgreifen, ihre Wirkung auf die Wahrnehmung dieser Musik bis heute untersuchen und die Idee des kulturellen Diskurses selbst hinterfragen.“
Einstieg in das Buch ist ein Aufsatz von Dr. Jürgen Arndt über die Jazzdebatten in Deutschland der 1950er, „Schlager, Jazz und Argumente: 1953 und 60 Jahre danach – oder als der Jazz seine Stimme verlor“, gefolgt von der Erinnerung des Journalisten Siegfried Schmidt-Joos an den einstigen „Jazzpapst“ Joachim Ernst Berendt, „Jazzpapst revisited – Rückblick auf einen Konflikt“. International wird es dann im weiteren Verlauf dieses Bandes, wenn zum Beispiel John Gennari sich mit der Ästhetik des Pianisten Jason Moran auseinandersetzt oder Knauer sich darüber Gedanken macht, „mit welchen Argumenten Musiker zu verschiedenen Zeiten der Jazzgeschichte den Begriff ,Jazz‘ ablehnten und was ihre Alternativen uns lehren.“
Für uns als Jazzmagazin ist der Aufsatz von Martin Pfleiderer und Wolf-Georg Zaddach spannend: „Der gegenwärtige Jazzdiskurs in Deutschland – Versuch einer empirischen Rekonstruktion anhand von Jazzzeitschriften“. Die beiden Wissenschaftler haben eine empirische Methode entwickelt, um anhand von ausgewählten Artikeln über deutsche Musiker in den drei Jazzmagazinen hierzulande den Jazzdiskurs zu diskutieren. „Letztendlich spielt Jazz als eine klar umrissene und durch musikalische Gestaltungsmittel definierte Musiktradition keine große Rolle mehr“, stellen die beiden Autoren abschließend fest, „vielmehr scheint heute eher der sowohl kreative als auch handwerklich solide und in der Regel interaktiv-improvisatorische Umgang mit musikalischem Repertoire und musikalischen Gestaltungsmitteln jedweder Provinienz das Wesentliche auszumachen, was Jazzmusiker von Musikern anderer Musikrichtungen unterscheidet.“ „Jazz Debates / Jazzdebatten“ ist im Wolke Verlag erschienen, hat 224 Seiten und kostet 24 Euro.
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