Wollny - Parisien - Lefebvre - Lillinger

XXXX

(ACT/edel)

Wollny - Parisien - Lefebvre - Lillinger – XXXX (Cover)Platzhalter? Runen? Fadenkreuze? Jeder kann sich selbst einen Reim auf die Symbolik des Albumtitels der nächsten Supergruppe aus dem ACT-Stall machen. Womit bereits die erste Aufmerksamkeitsstufe gezündet wäre. Die zweite folgt mit der Musik, die sich so recht in keine der bekannten Schemata einreihen will. Wenn es weder Free noch Jazz-Rock, noch Minimal House, noch Space, noch Post-Rock ist, ja was denn dann? Pianist Michael Wollny, Saxofonist Émile Parisien, Bassist Tom Lefebvre und Drummer Christian Lillinger trafen sich im Dezember 2019 im Berliner A-Trane, um acht Stunden zu jammen. Ohne Konzept und mitgebrachte Noten, einfach drauflos. Indie-Magazine greifen das Resultat, das Wollny (diesmal an elektro-akustischen Instrumenten) und Lefebvre im Februar 2020 in Atlanta auf 45 Minuten eindampften, gierig auf, vor allem, weil die vier X für die Verben „eXplore“ (erforschen), „eXpand“ (erweitern), „eXploit“ (ausbeuten) und „eXterminate“ (ausrotten) stehen. Vier Fixsterne des neuen Jazz auf einem Abenteuertrip inklusive kontrolliertem Exzess? Eher weniger. Dafür viel Blubbern, bohrende Sequenzer. Und umso mehr Fragezeichen, je länger das Ganze dauert.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 139

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2025