Boston: John Zorn
Nur selten steht John Zorn für Interviews zur Verfügung, seine Auftritte außerhalb der USA sind ebenfalls rar und teuer geworden. Nun wurde dem 61-jährigen Erfinder der New Yorker Downtown-Impro-Szene am „New England Conservatory Of Music“ (NEC) in Boston die Ehrendoktorwürde verliehen. In feierlicher Umgebung, „The Music Of John Zorn: A 35-Year Retrospective“, gab sich Zorn ungewöhnlich auskunftsstark. Er berichtete, was er von dem Avantgarde-Theatermacher Jack Smith über Integrität lernte. In einem Gespräch mit Hankus Netsky, dem Leiter des „Contemporary Improvisation Department“ vom NEC, betonte er den Einfluss von Richard Foreman, Robert Wilson, Charles Ives und Harry Partch und erinnerte an seine ersten eigenen Konzerte im Kellergeschoss eines Haustiergeschäfts in Manhattans West Village, zu denen immer dieselben acht Zuhörer kamen. Der Publikumszuspruch änderte sich erst, als er Gastauftritte aus der NoWave-Szene dazubuchte.
Bis heute sei er von der Intimität und Gemeinschaft der frühen Konzerte inspiriert. Er bevorzuge Miniaturen und vermeide große und lange Kompositionen, weil er die Konzentration auf die Bedeutung und das Gewicht jedes einzelnen Tons und die Interaktion kleiner Gruppen so schätze. Die Musik, die er schreibe, ziele direkt auf die Gefühle und Energie der Musiker; er schreibe für Menschen, nicht für Instrumente oder Klänge. Den anwesenden Journalisten sagte Zorn, dass die Künstler statt Kritik dringend Unterstützung brauchen. Von bohrender Selbst-Kritik seien sie zum Teil bereits selbst innerlich zerrissen.
Weiterführende Links:
„New England Conservatory Of Music“