Michael Mantler
Coda – Orchestra Suites
(ECM/Universal)
Mitte der 1960er-Jahre stand der 1943 in Wien geborene Trompeter Michael Mantler mit seiner damaligen Ehefrau Carla Bley im Zentrum der Jazzentwicklung, als er mit dem von beiden mitgegründeten Jazz Composer’s Orchestra alle harmonischen und melodischen Taue über Bord warf und auf der Suche nach dem „New Thing“ im Jazz war. Das gestalterische Draufgängertum hat er sich im Alter bewahrt. Das Booklet von „Coda – Orchestra Suites“ liefert eine mögliche Definition des Begriffs Coda als „ein abschließendes, als Zusammenfassung dienendes Statement, das auf der Ausarbeitung von thematischem Material ausgewählter früherer Werke beruht“. Den Musiker/-innen eines von Christoph Czech geleiteten Kammerorchesters hat Mantler einige seiner Stücke aus unterschiedlichen Schaffensphasen gleichsam als improvisierende Variationskompositionen auf die Pulte gelegt und das ästhetische Prinzip einer abschließenden wie öffnenden Coda auf die Spitze getrieben. Neben dem Pianisten David Helbock als improvisierendem Solisten hat Mantler zudem als Trompeter einen auch im Alter bestechend klaren Ton und eine eloquente Phrasierung.