Markus Stockhausen Group
Tales
(o-tone/edel)
Interessante Herangehensweise, ein Album in die Bereiche „Compositions“ und „Improvisations“ aufzuteilen, gerade im weitläufigen Kosmos des Jazz. Dazu braucht der Trompeter Markus Stockhausen gleich drei Tonträger, wobei das Pendel mit zwei Rundlingen klar in Richtung Improvisationen ausschlägt. Aber was macht es schon für einen Unterschied, ob Musik nun komponiert ist oder dem Momentum entspringt? Verglichen mit einem Geschichtenerzähler, geht es vor allem darum, entweder ein Manuskript vorzulesen oder aber frei von der Leber weg draufloszuplaudern. Bei geschlossenen Augen ist der Unterschied oft nur schwer erkennbar. Natürlich: Bei Stockhausens Kompositionen wie „Sunday Morning“ oder “Shades Of A Bliss“ gibt es klar gegliederte Abläufe. Seine Band der vier Temperamente mit dem Cellisten Jörg Brinkmann, dem Pianisten Jeroen van Vliet und dem Schlagzeuger Christian Thomé setzt mit architektonischer Exaktheit Akzente zwischen sakraler Kammermusik und esoterischer Schwerelosigkeit. Dass auch der Großteil der Improvisationen klingt, als wäre er aufnotiert, soll keineswegs als qualitätsminderndes Urteil verstanden werden. Es geht vielmehr um den Bewegungsraum der Musiker, den Stockhausen vorgibt, sei es durch ein Thema oder eine spontane Idee. Der Rest sind Struktur, Ökonomie, Ästhetik, Klang und Erfahrung.