Yitzhak Yedid
Through The Window Of Marc Chagall
(Between The Lines/SunnyMoon)
Es gibt ja derzeit immer mehr Jazzalben, die sich auf Maler oder Gemälde beziehen. Auf der neuen CD des israelischen Pianisten Yitzhak Yedid geschieht dies jedoch nur sehr indirekt, auch wenn sie Chagall im Titel führt. Drei der sieben Kompositionen tragen sogar Titel von Gemälden aus verschiedenen Schaffensperioden des großen Expressionisten. Doch Yedid scheint es nicht um die Umsetzung von Bildern in Klang zu gehen. Er versucht die Welt eher durch die Augen von Marc Chagall zu sehen. Sein Auftrag ist geradezu die Antithese von Chagall. Da ist nicht diese flirrende Buntheit, sondern eher ein ganz zartes Spiel von Licht und Dunkelheit. Vor allem geht es hier um keine historische Referenz, sondern Yedid stellte sich vor, wie Chagall wohl heute malen würde. Manche Passagen erinnern freilich mehr an den Keith Jarrett der 1970er-Jahre als an den berühmten frankorussischen Juden, aber dagegen ist erst mal nichts zu sagen. Chagall war kein einfacher Charakter und so wirken auch diese Piano-Fantasien geheimnisvoll und verstiegen.