Berlin: Konzert in Erinnerung an Christian Broecking
Am Mittwoch jährt sich zum ersten Mal der Todestag unseres Kollegen Christian Broecking. Der Berliner Musikwissenschaftler, Jazzforscher und Soziologe, Jazzjournalist und -autor, der mehr als 20 Jahre lang auch für Jazz thing geschrieben hat, ist am 2. Februar vor einem Jahr 63-jährig an seiner Krebserkrankung gestorben. Wie groß Broeckings Anerkennung und Wertschätzung in der Szene war, zeigte sich auch in den vielen Nachrufen – etwa von Ulrich Stock in der Wochenzeitung „Die Zeit“, von Jens Balzer in der „Berliner Zeitung“ oder Andrian Kreye in der „Süddeutschen Zeitung“. „Die Mitte wie die Masse scherten ihn wenig; sein Thema fand er über den englischen Blues, den er im NDR gehört hatte, schließlich in der Ferne, in New York und in Chicago, wo Schwarze Künstler Musiken entwarfen, die ihn über Jahrzehnte hinweg faszinierten. Seine E-Mails schrieb er unter der Adresse ,cbking@…‘ – ein kleiner, tiefer Scherz“, schrieb beispielsweise Stock in seinem Nachruf.
Wegen der Corona-Krise und des Lockdown fand Broeckings Beerdigung vergangenes Jahr auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin Mitte, unweit der Gräber von Bertolt Brecht und Hanns Eisler, nur im engsten Freundes- und Familienkreis statt. Schon vor einem Jahr aber hatte man sich vorgenommen, mit einem Konzert an Broecking zu erinnern, wenn es irgendwann die Pandemie zulässt. Auch wenn die Einschränkungen in Berlin für Konzerte weiterhin groß sind, so hat man sich jetzt dennoch entschlossen, am 5. Februar anlässlich des ersten Todestages einen „Memorial Day For Christian Broecking“ zu organisieren. Ort ist der Berliner Jazzclub A-Trane, mit dessen Betreiber Sedal Sardan Broecking befreundet war und dessen Club-Programm er seit den frühen 1990er-Jahren als Journalist (damals vor allem für das von Broecking mitgegründete Jazzradio Berlin, das seinen Sitz im Nachbarhaus hatte) begleitet hatte.
Die eingeladenen Musiker/-innen hätten Broecking Freude gemacht. Aki Takase und ihr Ehemann Alexander von Schlippenbach haben ihre Teilnahme ebenso zugesagt wie der in Berlin lebende, amerikanische Trompeter Paul Brody, der Saxofonist Oliver Hafke Ahmad, der dieses Gedenkkonzert mit angestoßen hat, oder die Kölner Saxofonistin Angelika Niescier; weitere Namen von Musiker/-innen sollen folgen. Geplant sind Solokonzerte, aber auch Duos und andere Konstellationen. Zudem will der amerikanische Posaunist, Komponist und „Edwin H. Case“-Professor für amerikanische Musik und historische Musikwissenschaft an der New Yorker Columbia University, George Lewis, mit einer Rede an den Jazzforscher Christian Broecking erinnern. Der Eintritt für den „Memorial Day For Christian Broecking“ ist frei, um eine Spende wird gebeten. Wegen der Corona-Auflagen können nur 60 Personen vor Ort im A-Trane dabei sein. Deshalb wird das Gedenkkonzert zusätzlich über die Facebook-Seite des A-Trane live gestreamt. Beginn ist 20:30 Uhr.
Weiterführende Links
A-Trane
Nachruf auf jazzthing.de
Nachruf in der Wochenzeitung „Die Zeit“