Brad Mehldau

Jacob's Ladder

(Nonesuch/Warner)

Brad Mehldau – Jacob's Ladder (Cover)Das Fegefeuer im Blick, legt Mehldau auf seinem neuen Opus reichlich Furcht, aber auch Urvertrauen in die biblische Geschichte. Mit dem Studium der Heiligen Schrift setzte er sich freilich bereits vor drei Jahren in „Finding Gabriel“ auseinander. Zwischen Musique-concrète-Pointe und Pathos kehrt Mehldau ein Solo-Piano-Album, eine Quartetteinspielung mit Joshua Redman und eine orchesterschwere Improvisationsplatte später nun zu Gott zurück. Prominent von Mark Giuliani, Becca Stevens, Joel Frahm, Ambrose Akinmusire unterstützt, sinnt er, ganz dem Prog-Rock zitatenreich zugewandt, der Himmelsleiter entgegen. Einer wie er nutzt zum Skizzieren widersprüchlich-anmutiger Selbstversöhnung natürlich alles, was das Widerständlerherz begehrt: theaterstückartiges Narrativ, Knabenstimme, Metal-Shouter, resolut-disharmonische Saxsoli, Urschreigebrüll, kontemplative Pianomotive, Liturgieformen, den Gesang des Punch-Bruders Chris Thile, sirenenartig inszenierte Synths und reichlich vitale Metren.

Text
Michael Loesl
, Jazz thing 143

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2025