Manuel Hermia
Freetet
(Igloo/Broken Silence)
Freetet: Klingt das einladend? Manuel Hermia wählt diesen Terminus bewusst, um sein Quintett in eine Grauzone zu manövrieren. Der Saxofonist aus Brüssel sucht den Modus Vivendi, auf dem sich Ordnung und Chaos wie in der Natur die Waage halten. Dafür liefert Hermia seinen Komplizen neun dehn- und formbare Kompositionen, mit denen er allenfalls Richtungen und Rollenspiele vorgibt, sodass sich jeder Protagonist relativ offen bewegen kann. Sperrig? Nein! Für den auch politisch engagierten Musiker und Komponisten steht solch ein Konzept in Zeiten wie diesen mit all den weltpolitischen, ökologischen und gesundheitlichen Krisen stellvertretend dafür, sich mehr denn je mit Freiheit zu beschäftigen. Posaunist Samuel Blaser, Trompeter Jean-Paul Estiévenart, Bassist Manolo Cabras, Drummer João Lobo und ihm gelingt dies auf eine herzerfrischend anarchistische Weise. Mal wirken die fünf wie ein Schwarm Bienen („Ze Theme“), dann wieder wie eine völlig übernächtigte Kapelle im finstersten Kellerloch („Stuck Between Those We Love“). Für ein Klangabenteuer wie dieses gibt es ein passendes Wort: libertär.