Tyler Mitchell
Dancing Shadows
(Mahakala Music/Bandcamp)
Der New Yorker Bassist Tyler Mitchell war bei Malachi Favours in die Lehre gegangen und hat einige Spielzeiten im Sun Ra Arkestra verbracht. Beide Einflüsse werden auf seinem neuen Album zu einem poetischen Powerpaket geschnürt. Auch das Panoramaerbe vom Hardbop à la Jazz Messengers über Alice Coltrane und den Afrofuturismus jener Zeit bis zur New Yorker Loftszene der 1970er-Jahre atmet derart stark aus den Songs, dass man sich das Aufnahmedatum zweimal anschauen muss. Und doch ist es eine brandaktuelle Einspielung, was umso mehr erstaunen lässt, als der 97-jährige Arkestra-Anführer Marshall Allen hier noch einmal zur Höchstform aufläuft. Die Songs sind spirituell dicht, die Kompositionen laden zum Mitsingen ein, es swingt wie die Hölle, ist aber trotzdem sehr frei, und das ganze Ensemble (drei Bläser, Bassist, Drummer und Perkussionist) lebt von einer Universalität, deren Bedingungslosigkeit man im heutigen Jazz nur selten findet. „Dancing Shadows“ ist eine Liebeserklärung an den Jazz schlechthin.