Chet Baker Trio
Live In Paris
(Elemental Jazz/edel)
Wiederentdeckte Aufnahmen. Und wieder Superlative. Angeblich seien die Bänder, die der nimmermüde Jazz-Archäologe Zev Feldman hier aus Chet Bakers Spätphase auf einer Dreier-LP/Doppel-CD zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit zu Ohren bringt, ein neues Fenster, das den Blick auf einen wichtigen Moment seiner Karriere ermögliche. Gemach! „Live In Paris“ dokumentiert zwei Auftritte, den ersten im Juni 1983 unter freiem Himmel an der L‘Esplanade De La Defense, den zweiten im Februar 1984 in einem Club im Le Petit Opportun, bislang gebunkert in den Archiven des staatlichen französischen Rundfunks. Das sorgsam editierte Sammlerstück mit 40-seitigem Booklet, unveröffentlichten Fotos und Interviews wirft ein unverfälschtes Licht auf Bakers disparates Leben zwischen wachen Phasen und Drogenexzessen, zwischen Genie und Chaos. Der Trompeter präsentierte damals Trios ohne Schlagzeug, seine bevorzugte Besetzung. Der Bass hielt den Puls, die Dezibelzahl war niedrig genug, um seine gehauchte Trompete und seinen mitunter unsauber intonierten Scat zur Geltung kommen zu lassen. 1983 (mit Bassist Dominique Lemmerle) wirkt Chet derangiert, ein Jahr später (mit Riccardo Del Frau am Bass) in Topform. Einzige Konstante: der Pianist Michel Graillier, der seinen amerikanischen Freund von 1977 an begleitete. Er ist die eigentliche Überraschung auf „Live In Paris“.