45: moers festival 2016
Es war eine seltsame Pressekonferenz, auf der die Aufsichtsratsvorsitzende der Moers Kultur GmbH, Carmen Weist von der SPD, und der künstlerische Leiter des moers festivals, Reiner Michalke, das Programm des diesjährigen Pfingstfestivals in der Stadt am Niederrhein vorstellten. Seltsam, weil sie nur unter Vorbehalt über die Acts und Musiker an den vier Tagen vom 13. bis 16. Mai sprechen konnten. Denn das moers festival ist mal wieder in die Diskussion geraten. Der neue Geschäftsführer der Moers Kultur GmbH, Dirk Hohensträter, hat am 24. Februar dem Aufsichtsrat das Ergebnis seines Kassensturzes mitgeteilt. Anders als sein Vorgänger Uli Greb, der mit einem Verlust von 90.000 Euro für das letztjährige Festival rechnete, prognostiziert Hohensträter ein Minus von 270.000 Euro.
Eilig wurde daraufhin für den 29. Februar zur außerordentlichen Pressekonferenz ins Moerser Rathaus geladen. Alle Verantwortlichen auf dem Podium – neben Hohensträter auch der Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer und Kämmerer Wolfgang Thoenes sowie Weist und Michalke – betonten zwar nachdrücklich, dass das moers festival in diesem Jahr stattfinden soll. Um aber eine Insolvenz der Moers Kultur GmbH, die das moers festival verantwortet, abzuwenden und dieses Jahr das Festival finanzieren zu können, bedarf es der Hilfe durch die Stadt. Die muss eine sogenannte Patronatserklärung geben, um für den Verlust des Festivals aus dem letzten und den möglichen aus diesem Jahr zu bürgen – mit einem Betrag von bis zu 420.000 Euro. Weil Moers aber Haushaltssicherungskommune ist und darüber nicht autark entscheiden kann, muss die Patronatserklärung mit der Bezirksregierung in Düsseldorf verhandelt werden.
Es wäre jedenfalls schade, wenn das Programm für das moers festival 2016 nicht zur Aufführung käme. Es sei eines, sagte ein optimistischer Michalke am Anfang der Programm-PK, „mit dem ich mich so wohl fühle wie schon lange nicht mehr.“ Eröffnet wird das Festival am 13. Mai mit dem Projekt „Pezzetino 8“ der aktuellen „Improviser In Residence“ der Stadt Moers, Carolin Pook, gefolgt von „End Of Summer“, einem nicht alltäglichen Film und der Musik des isländischen Keyboarders und Komponisten Jóhann Jóhannsson. Aus Köln kommt das mit jungen Musikern besetzte Subway Jazz Orchestra, in Amsterdam zu Hause ist die slowenische Pianistin Kaja Draksler, die im Duo mit der portugiesischen Trompeterin Susana Santos Silva in der Festivalhalle spielt, gefolgt von Drakslers Landsfrau, der in Wien lebenden Sängerin Maja Osojnik, die ihr elektronisches „Let Them Grow“ aufführen will. Ein Schlaglicht wird auch auf die improvisierte Musik Kubas geworfen, wie Michalke bereits bei der Vorstellung des Plakatmotivs vor drei Wochen sagte: mit dem Pianisten David Virelles und seinem Quartett und dem Harold Lopez Nussa Trio. Ein Highlight dürfte sicherlich das Konzert mit Cassandra Wilson mit dem Trio Harriet Tubman am Samstagabend werden. Das komplette Programm gibt es auf der Festivalsite im Internet – dort findet man in nächster Zeit auch Infos, ob das moers festival wie geplant stattfindet oder nicht.
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