Film: Olinda - Heartbeats Of Brazil
Welche weiteren Karnevalsformen in Brasiliens kulturellem Kosmos neben dem Massenspektakel in Rio exisitieren, ist einem breiten Publikum eher unbekannt. Der Filmemacher Marco Keller, sonst eher auf politischem Parkett unterwegs („AGROkalypse“), spürt mit der Dokumentation „Olinda – Heartbeats Of Brazil“ den musikalischen Facetten vom Carnaval in einer der ältesten brasilianischen Städte nach. Er hat sich dafür an die Fersen dreier Protagonisten während der tollen Tage geheftet, die er während der Vorbereitungen und der Paraden durch die Stadt im nordöstlichen Bundesstaat Pernambuco begleitet. Dabei kommen musikalische Formen wie die Lieder des Coco, die Blaskapellen des Frevo und die Trommelgruppen des Maracatú zum Zuge.
„Olinda“ zeigt auch schmerzlich auf, welcher Kraftakt kulturelle Arbeit im Bolsonaro-Brasilien ist: Die Ignoranz der Behörden, die Diskriminierung von staatlicher und kirchlicher Seite legen den Mitwirkenden tagtäglich Steine in den Weg. Mit ruhigem Puls entwickelt sich diese Geschichte von den Kulturträgern hin zum Sog des Karnevals. Keller braucht dafür keine rasanten Kamerafahrten, er überlässt den Zuschauer der fast rustikalen Eigendynamik der Feste. In denen man immer wieder zornige „Weg mit dem Präsidenten“-Rufe vernimmt. Am Ende erkennt man: Die wahre und im Moment einzige Demokratie Brasiliens findet auf der Straße statt. Kellers Film läuft derzeit in Programmkinos und ist beispielsweise noch in Freiburg (Friedrichsbau, 18. Juli) und Berlin (Moviemento, 11. August) zu sehen.
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„Olinda – Heartbeats Of Brazil“