Jan Lundgren & Hans Backenroth
The Gallery Concerts II – Jazz Poetry
(ACT/edel)
Eine Flut von Klein- und Kleinstformationen ist eines der Phänomene, die die (vielleicht post-)pandemische Jazzöffentlichkeit prägen. Häufig sind Pianisten daran beteiligt (das Instrument ist sich ja oft auch selbst genug), und besonders gerne spielen sie mit Bassisten, mit denen viele von ihnen ja auch in größeren Bands über einen besonders engen Draht funken. Schön an „Jazz Poetry“, dem Duoalbum des Pianisten Jan Lundgren, einem der stilleren unter den alten Kämpen des ACT-Labels, mit dem Bassisten Hans Backenroth ist, dass die beiden die Gelegenheit nutzen, die konventionelle Rollenverteilung zwischen Bass (Grundstein = Basis) und Klavier (Melodiestimme = Überbau) aufzuweichen. Auf „Jazz Poetry“ tritt Backenroth ausladend in die Funktion der Nachtigall und gibt den Melodien einen neuen, dunkleren Resonanzraum. Schade nur, dass weder Backenroth noch Lundgren besonders viel mit dieser ungewohnten Düsternis anzustellen wissen und die Spannung lieber in vertrauten Romantikformeln auflösen.