Christian Frentzen

Playlist mit rotem Faden

So einfach geht das: Aus „First Encounter“ wird „Second Encounter“ (roundrobyn). Ganz so einfach hat sich Christian Frentzen den Sprung von seinem ersten zum zweiten Album aber dann doch nicht gemacht.

Christian Frentzen (Foto: Lena Semmelroggen)

Im Gegenteil, schließlich möchte der Kölner Komponist und Keyboarder tatsächlich den nächsten Schritt gehen, der sich ganz wesentlich vom vorherigen unterscheidet. Dazu löst sich Frentzen, der sich bislang vor allem wegen seiner Soloprojekte und regelmäßigen Auftritte mit Till Brönner, Max Mutzke und Teddy Teclebrhan einen Namen erspielte, sukzessive von jeglichen stilistischen Zwängen und entwickelt sich damit automatisch weiter, trotz oder vielleicht gerade wegen seiner mannigfaltigen Quellen, aus denen er schöpft.

„Das Album ist wie eine Playlist, auf der alle meine Lieblings-Einflüsse zu finden sind“,

beschreibt Christian Frentzen seinen Mix. Mit Leichtigkeit, großer Souveränität und künstlerischer Reife verbindet er Jazz, Blues, Folk, Americana, Singer-Songwriter, World Music oder Neo-Klassik. Dabei wird deutlich: Der Mann versteht sich darauf, Geschichten auf den Punkt zu bringen. „Ich habe einfach Songs geschrieben, ohne an feste Besetzungen zu denken. Das passt zum Zeitgeist.“

Inspirationen dafür gab es in den zurückliegenden drei Jahren wahrlich genug: Trennung, Schmerz, Krise. Außerdem erweiterte der Tastentüftler seinen musikalischen Horizont, indem er sang und Texte schrieb. Der New Yorker Gitarrist Nir Felder half ihm beim Ordnen seiner Playlist. Das „Piece For Esbjörn Svensson“ vom Gitarristen Norbert Scholly hat Christian Frentzen gar für ein Streichquartett arrangiert. Der rote Faden in dieser Collage bleibt jedoch allzeit sicht- und hörbar: das Piano.

Text
Reinhard Köchl
Foto
Lena Semmelroggen

Veröffentlicht am unter 147, Feature, Heft

Deutscher Jazzpreis 2025