198: Jazz thing Mixtape auf ByteFM
Halleluja: Unser Mixtape läuft ab sofort am Sonntagmittag um 12 Uhr auf ByteFM! In der Ausgabe vom 19. März mit vorsommerlichen Brasilianismen, Tributen an New York, die kapverdischen Inseln oder Sonny Rollins und neuer Musik von Perfektomat und Retrogott, Rosemarine oder dem Bobo Stenson Trio. Die kanadischen Sunshine Makers um Brent Jackson, deren „Fly Away“ mit Tame-Impala-Mitglied Barbagallo und der Sängerin Caitlin Woelfle-O‘Brien alias Blunt Chunks, dieses Mixtape eröffnet, sind eine „original R&B/neo-soul/hip-hop band“ aus Toronto. Dass sich ihr Bandname auf einen Film über das Duo beruft, das in den 1960ern LSD in die Hippie-Kultur brachte, erklärt vielleicht ihren knallfarbig entspannten Feel-Good-Sound. Die aktuelle, schon 96. Ausgabe unserer hauseigenen Serie „Jazz thing Next Generation“ präsentiert das Debütalbum der wunderbaren Sängerin Elsa Johanna Mohr aus Düsseldorf. Zusammen mit dem brasilianischen Gitarristen Flavio Nunes lebt sie auf „Passadinha“ ihre Liebe zur brasilianischen Musik aus, inklusive eigener Kompositionen und Klassikern von Gilberto Gil oder Baden Powell. Der Albumtitel übersetzt sich aus dem Portugiesischen übrigens mit einem weiblichen „Vögelchen“. Das männliche Gegenstück besingt Joao Selva aus Ipanema, laut Jazz thing „einer, der bald zu den Großen Brasiliens gehören könnte“, auf seinem dritten Soloalbum, dem fabelhaft funky funkelnden „Passarinho“.
Erst vor wenigen Wochen erschien das Album „É O Que A Casa Oferece“ von Gabriel da Rosa, ursprünglich aus Cruz Alta, Rio Grande do Sul, ebenfalls in Brasilien. Es sieht nicht nur schon vom Cover eher wie ein zu Unrecht übersehenes Juwel aus den 1970ern aus, es klingt auch so, wie man auf „Cachaca“ hören kann. Aus Sao Paulo stammt der Songwriter und Producer Felipe Puperi, der dort vor sechs Jahren die Band Tagua Tagua gegründet hat. Unklar ist, ob sie nach einem See und dem umliegenden Gebiet in Chile benannt ist, sicher dagegen, dass der sanft psychedelische Lofi-Soul von „Pra Trás“ aus dem aktuellen Album „Tanto“ von Puperis Heroen Shuggie Otis und Sault beeinflusst ist. Der gerade noch 80-jährige amerikanische Bassist Buster Williams, bekannt für legendäre Aufnahmen mit Herbie Hancock, dem Great Jazz Trio mit Hank Jones oder der Monk-Tribute-Band Sphere, hat soeben sein neues Album „Unalome“ veröffentlicht. Benannt nach einem buddhistischen Symbol für „individuelle Transzendenz und den Weg zur Erleuchtung“ (und nicht nach dem ungarischen Wort für „Langeweile“), findet sich auf dem Album auch ein Tribut an die „42nd Street“ in New York, gesungen von Jean Baylor vom sechsfach Grammy-nominierten Ehepaar „Baylor Project“. Apropos Sphere: Auf dem ebenso betitelten neuen ECM-Album des schwedischen Pianisten Bobo Stenson schwingt er mit Anders Jormin am Kontrabass und Jon Fält am Schlagzeug irgendwo zwischen Monk und der antiken Himmelskugel, so auch auf „You Shall Plant A Tree“. Der Weilheimer Tenor-Giant Johannes Enders nimmt sich den „Sweet Freedom“, sein instrumentales Idol Sonny Rollins mit einem Album zu ehren, das größtenteils Eigenkompositionen enthält, die sich allerdings deutlich auf Sonny beziehen, etwa „Air & Gin“ statt des rückwärts nigerianischen „Airegin“.
Hinter Perfektomat steckt der Kölner Bassist Joscha Oetz, der auf „Zeit Hat Uns“ gemeinsame HipHop-Jazz-Sache mit dem rappenden Retrogott macht – der Text zu diesem Stück stammt übrigens von Oetz selbst, die Musik, eingespielt mit Sebastian Gille am Saxofon, Nils Tegen an Piano und Keyboards, Norbert Scholly an der Gitarre, Laura Robles am Cajon, Daniel Schröteler am Schlagzeug und dem Leader am Bass, sowieso. Dass „Santé“ im Französischen gleichzeitig Gesundheit und Prosit bedeutet, nimmt der belgische Tanzmeister Stromae zum Anlass, mit diesem kapverdisch groovenden Stück eine Hommage an all diejenigen zu singen, denen im Verlauf der Covid-19-Pandemie nicht nach Feiern zumute war, darunter vor allem „Pflegekräfte, Fischer, Fahrer und Flugbegleiter“. Seit fünf Jahren und zwei Alben machen die dänische Sängerin Mia Knop Jacobsen, der ukrainische Gitarrist Igor Osypov und der deutsche Schlagzeuger Philip Dornbusch als ROSEMARINE in Berlin Musik. Mindestens zweimal schon beim XJAZZ-Festival zu erleben, erscheinen der dezent dystopische Lovesong „Our Home“ und das dazugehörige Album „Turn It“ jetzt auch auf dem festivaleigenen Label. Im Outro schwelgen wir noch in Erinnerung an den kürzlich verstorbenen Saxofonisten Carlos Garnett mit dessen Hymne „Mother Of The Future“, unüberhörbar gesungen auch von Dee Dee Bridgewater.
Playlist #198
für das Jazz thing Mixtape vom Sonntag, 19.3.2023, 11-12 Uhr
Sunshine Makers Fly Away A Side (Sunshine Makers)
Elsa Johanna Mohr Giria Passadinha (Double Moon/Bertus)
Gabriel da Rosa Cachaca É O Que A Casa Oferece (Stones Throw/Groove Attack)
Joao Selva Por Um Amor Passarinho (Underdog Records)
Tagua Tagua Pra Trás Tanto (Tagua Tagua)
Buster Williams 42nd Street Unalome (Smoke Sessions/The Orchard)
Johannes Enders Air & Gin Sweet Freedom (enja/edel)
Bobo Stenson Trio You Shall Plant A Tree Sphere (ECM/Universal)
Perfektomat & Retrogott Zeit Hat Uns Zeit Hat Uns (ENTBS/Rough Trade)
Stromae Santé Santé (Universal)
ROSEMARINE Our Home Turn It (XJAZZ!/The Orchard)
Carlos Garnett Mother Of The Future Black Love (Muse/Rough Trade)
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