Monheim: The Sound - Sonic Art In Public Spaces

Angela de Weijer, FeuerwacheAngela de Weijer, FeuerwacheEine Stunde mit dem Auto den Rhein hoch von Moers entfernt liegt Monheim. Dort gab es am gleichen Tag wie in Moers die Programmkonferenz für einen weiteren Festivalteil der Monheim Triennale: „The Sound – Sonic Art In Public Spaces“. Ursprünglich sollte die neue, von Reiner Michalke als Intendant kuratierte und verantwortete Triennale tatsächlich alle drei Jahre stattfinden. Doch dann kam die Corona-Pandemie und zog diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung. Zum Glück: Weil die Premiere der Monheim Triennale wegen der Pandemie gleich zweimal verschoben werden musste, organisierte man kurzerhand mit „The Prequel“ 2021 ein Ankündigungsfestival, für das ein Teil der bereits berufenen „Signature Artists“ nach Monheim reiste, um ein Jahr vor der „richtigen“ Triennale schon einmal Stadt und Mitmusiker/-innen kennenzulernen.

Übrig blieb also noch ein „leeres“ Jahr, das Michalke jetzt vom 3. Juni bis 2. Juli mit einem Festival für zeitgenössische Klangkunst füllen will. Als Kurator/-innen für seine ästhetisch und stilistisch zwischen den Stühlen sitzende Festivalidee hat er die Mediatorin des europäischen Netzwerks für Neue Auftraggeber, Kathrin Jentjens, und den Klang- und Medienkünstler Frank Schulte gewinnen können.

Mit Michalke auf dem Podium in der Monheimer Kunstwerkstatt saß anfangs Daniel Zimmermann. Und wieder einmal parlierte Monheims gerade mal 40 Jahre alter Bürgermeister eloquent auf Englisch über dieses ambitionierte Festivalprojekt, für das seine Stadt im Juni Gastgeberin von Klangkünstler/-innen aus aller Welt sein wird, und freute sich auch darüber, wie sehr ihm „The Sound“ für sein Vorhaben, den Kindern und Jugendlichen Monheims kulturelle Teilhabe zu ermöglichen, in die Hände spiele.

„Yes There No Where“„Yes There No Where“Danach übernahmen die beiden Kurator/-innen das Podium, auf dem sie mit zwei der internationalen Gäste, der Holländerin Angela de Weijer und dem Südafrikaner James Webb, saßen, um die Werke aller „The Sound“-Künstler/-innen vorzustellen und zu erläutern. Wichtig für das Verständnis dieses komplexen Festivalkonzeptes ist tatsächlich der Untertitel: „Sonic Art In Public Spaces“. Denn jede/-r der Künstler/-innen ist entweder schon nach Monheim gereist oder wird noch dorthin fahren, um sich von der Stadt, von den Straßen, Parks, Gärten und Plätzen dort ebenso inspirieren zu lassen wie von den Bewohner/-innen und natürlich dem Rhein. Denn der öffentliche Raum wird integraler Bestandteil der eigens für „The Sound“ geschaffenen Klangskulpturen sein.

Mit „Collective Signal“ will de Weijer mit dem Kreischen der Alarm-Sirenen in Monheim eine dystopische Geräuschkulisse an den Samstagen im Juni erschaffen, während Webbs Titel seiner Installation, „A series of personal questions addressed to the Rhine river“, wörtlich zu nehmen ist: Entlang des Monheimer Reinufers werden im Juni eine ganze Reihe von Lautsprechern stehen, die 150 Fragen an den Rhein wiedergeben.

Eine Koryphäe dieser eigenartig-hybriden Kunstform ist Robert Wilson, der als Vertreter eines avantgardistischen zeitgenössischen Theaters regelmäßig interdisziplinäre Grenzen in Museen, Theatern und Opernhäusern überschreitet, indem er Installation, Lichtdesign und Sound kombiniert. Für seine Installation „Yes There No Where“ greift der mittlerweile 81-jährige Amerikaner das Wahrzeichen Monheims, die Liesel und ihre Gans, auf und stellt deren Geschichte im romantischen Marienburgpark in den Mittelpunkt seiner Klangkunst, in der er auch die Monheimer Schriftstellerin Ulla Hahn eigens dafür geschriebene Texte via Lautsprecher aus dem Brunnen im Park rezitieren lässt, während Musik des „Freak-Folk“-Duos Coco Rosie zu hören ist.

Für „The Sound“ haben die beiden Berliner Künstler Phillip Sollmann und Konrad Sprenger ihr „Modular Organ System“ auf spektakuläre Weise für die Etage eines im Bau befindlichen Parkhauses adaptiert. „Achi Kochi“ (auf Deutsch: „hier und dort“) ist eine einmonatige Reise klingender Objekte im öffentlichen Raum, die die Londoner Bildhauerin Rie Nakajima im Marienburgpark beginnen und am Rheinufer enden lässt. „(In) Audible Air“ ist eine Mehrkanal-Klanginstallation der Künstlerin Caroline Devine für zwei Orte im Stadtzentrum von Monheim, um einen Dialog zwischen den hörbaren Klängen vor Ort und den unhörbaren Signalen der Natur herzustellen. Alle Infos und Erläuterungen zu der im Juni zu sehenden und hörenden „Sonic Art“ werden von nun an sukzessive auf der Triennale-Website veröffentlicht.

Weiterführende Links
Monheim Triennale: The Sound – Sonic Art In Public Spaces

Text
Martin Laurentius
Foto
Niclas Weber, Stephanie Engeln

Veröffentlicht am unter News

Applaus Preisträger:innen 2024