15: Jazzdor Strasbourg-Berlin-Dresden

Naïssam JalalNaïssam JalalUm ein Festival wie Jazzdor Strasbourg-Berlin-Dresden zu verstehen, muss man für einen kurzen Moment über den Begriff Transkulturalität nachdenken. Nach dem deutschen Philosophen Wolfgang Welsch beschreibt Transkulturalität die Idee einer Gesellschaft, in der kulturelle Identitäten erst durch die Vermischung verschiedener Kulturen entstehen. Nach dieser Vorstellung sind es gleichermaßen dynamische wie hybride Gebilde, die ineinander greifen und Fremdes wie Eigenes integrieren. Man kann darüber aber auch so salopp sprechen wie der künstlerische Leiter von Jazzdor Strasbourg-Berlin-Dresden, Philippe Ochem, im Grußwort zur diesjährigen Ausgabe: „Jazz bedeutet für uns Offenheit. Wir pfeifen auf geografische wie ästhetische Grenzen und wollen nur eines: Mit unserem Publikum teilen, was uns gerade begeistert, unerwartete Begegnungen fördern, den Herzschlag des Jazz von heute hör- und spürbar machen.“

Zum 15. Mal findet dieses auch in heutiger Zeit so unverzichtbare deutsch-französische Festival statt. Zum zweiten Mal ist neben Berlin vom 6. bis 9. Juni im Kesselhaus der Kulturbrauerei auch wieder die sächsische Landeshauptstadt Dresden am 10. und 11. Juni mit ihrem Jazzclub Tonne dabei. Geradezu sinnbildlich für die transkulturelle Idee dieses Festivals steht das in Koproduktion von Jazzdor und der jazzahead! entstandene Sextett „Thérapie De Couple/Paartherapie“ um den in Reims lebenden, deutschen Saxofonisten Daniel Erdmann. Dieses Sextett integriert Streich- und Blasinstrumente mit einer Rhythmusgruppe und will harmonisch und melodisch gleichermaßen horizontal wie vertikal funktionieren. Es will einerseits die afroamerikanische Ästhetik des Jazz in sich vereinen, andererseits seine Verwurzelung in einer als europäisch zu identifizierenden Improvisationsmusik offenlegen. Erdmanns Sextett setzt am 9. Juni den Schlusspunkt hinter den Berliner Jazzdor-Strang und ist auch am ersten Abend in der Dresdener Tonne zu hören.

Ebenfalls in Berlin und Dresden dabei sind das neue Quartett der in Frankreich lebenden Flötistin Naïssam Jalal aus Syrien, ein Trio mit der in Berlin lebenden Pianistin Aki Takase und den beiden Franzosen Louis Sclavis (Klarinette) und Vincent Courtois (Cello) sowie das Quartett O.U.R.S. („Ornette Under The Repetitive_Skies“) des Violinisten Clément Janinet. Der Tenorsaxofonist (und „Jazz thing Next Generation“-Act Nummer 79) Musina Ebobissé feiert wiederum in Berlin die Veröffentlichung seiner neuen Platte „Engrams“, die in der „Jazzdor Series“ erschienen ist. Weitere Acts, die in Berlin bei Jazzdor auftreten, sind beispielsweise das Sextett des Saxofonisten Christophe Monniot, ein Duo mit Elodie Pasquier (Klarinette) und Didier Ithursarry (Akkordeon), ein Quartett um die beiden Saxofonisten Sylvain Rifflet aus Frankreich und Jon Irabagon aus den USA sowie das belgisch-amerikanische Trio Samuel Ber/Jozef Dumoulin/Tony Malaby. Das komplette Programm und alle Infos sind auf der Festival-Site zu finden.

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Jazzdor Strasbourg-Berlin-Dresden

Text
Martin Laurentius
Foto
Seka

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