Chris Potter
Got The Keys To The Kingdom
(Edition/Membran)
Im Village Vanguard, diesem magischen Jazzort in New York, fühlt sich Chris Potter (52) ausgesprochen wohl – es ist schon sein drittes Live-Album aus diesem Club. Überraschenderweise liefert uns der Saxofonchampion diesmal ein reines Standardprogramm, allerdings ein erlesenes: „Diese Stücke spielen die Leute gewöhnlich nicht“, sagt Potter selbst. Den äußeren Rahmen bilden ein Blues- und ein Gospelstück, den inneren Rahmen zwei Melodien aus Brasilien, und nur im Kern warten zwei echte Jazznummern, auch sie selten zu hören: Strayhorns „Blood Count“, das hier ekstatisch gesteigert wird, und Parkers „Klactoveedsedstene“, in dem die Band gegen die Bebopästhetik anspielt. In den eher „folkigen“ Vorlagen bläst der Saxofonist stark grundtonfixiert, also für seine Verhältnisse eher bodenständig, wenn auch mit frechen harmonischen Bögen und einer fulminanten Energie. Seine Begleiter sind ebenfalls Extraklasse: Scott Colley (Bass), Marcus Gilmore (Schlagzeug) und ein faszinierend innovativer Craig Taborn (Piano).