Siiri Sisask
Lingua Mea
(Jazz’n’Arts/in-akustik)
Die baltischen Staaten haben eine lange Vokaltradition. Einige der besten Chöre der Welt kommen aus Litauen, eine Lettin erobert gerade weltweit die Opernbühnen und ein ernster Este hat unter anderem mit seinen dunklen Chorälen während der vergangenen Jahre einen Trend zur neuen Spiritualität begründet. Jazz ist da im Vergleich zwar bislang noch ein zartes Gewächs, doch jemand wie Siiri Sisask könnte das ändern. Denn die estnische Sängerin präsentiert mit „Lingua Mea“ ein Album, das eine eigenwillig irisierende, melancholische Schönheit ausstrahlt. Unter der künstlerischen Leitung des Pianisten Kristjan Randalu mit einem Jazzquartett und einem Farbtöne ergänzenden Streichquartett aufgenommen, finden estnische Lieder mit Melodien aus der Mongolei oder aus Korea zusammen: Lieder die Sisask beeindruckt haben und die sie in ihren polyglotten Kosmos integriert. Asiatische Obertontechniken haben dort ebenso ihren Platz wie die theatralische Diktion dezent pathetisch gesungener Verse, sinistre Stimmungen mit Anklängen an Susanna Wallumød ebenso wie eine Prise Pathos à la Mari Boine. Es sind Ausgangspunkte, an denen Sisask ansetzt, aber einen persönlichen Klangraum entwickelt, den sie mit ihrer kraftvollen, farbenreichen Stimme ausfüllt. Schöne, dunkle Welt.