Albert Mangelsdorff Preis: Conny Bauer

Conny BauerConny BauerSeit 1994 vergibt die Deutsche Jazzunion ihren „Albert Mangelsdorff Preis“ an eine herausragende Persönlichkeit der deutschen Jazzszene. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wird im zweijährigen Turnus verliehen und von der GEMA-Stiftung, der GVL und dem Deutschen Komponistenverband gestiftet. Ein Blick in die Preishistorie offenbart allerdings zweierlei: Bis zur Entscheidung, ab 2017 den „Albert Mangelsdorff Preis“ päritätisch im jährlichen Wechsel an eine Musikerin und einen Musiker zu vergeben, war mit Ulrike Haage gerade einmal eine einzige Frau unter allen Gewinnern. Zudem dominierte ein westdeutscher Blick die Juryentscheidungen: Nur zwei Musiker aus Ostdeutschland, der Saxofonist Ernst-Ludwig Petrowsky 1997 und der Pianist Ulrich Gumpert 2005, wurden mit diesem Preis ausgezeichnet. Das ändert sich vielleicht ab diesem Jahr, wenn der 1943 in Halle an der Saale geborene Posaunist Konrad „Conny“ Bauer der 16. Gewinner des „Albert Mangelsdorff Preises“ wird.

Nach Anfängen als Sänger und Gitarrist studierte Bauer Ende der 1960er in Dresden Posaune. Danach zog er nach Berlin und spielte in verschiedenen Bands – wie zum Beispiel der Modern Soul Band, Synopsis oder FEZ. 1974 gab er sein erstes Solo-Konzert. Dafür wählte er stets besondere Orte: Der Zeus-Altar im Berliner Pergamonmuseum etwa, oder der Magdeburger Dom und das Leipziger Völkerschlachtdenkmal gaben seiner solo improvisierten Musik ganz eigene Entfaltungsräume. Für das Album „Flüchtiges Glück“ reiste er 1986 nach Köln und spielte dort im Wasserspeicher Severin. Neben Petrowsky, Gumpert und dem Schlagzeuger Günter Baby Sommer ist er Gründungsmitglied des ostdeutschen Zentralquartetts, dem er bis 2015 angehörte. Der amerikanische Musikjournalist John Corbett prägte den Begriff „Conradismen“, womit „eine der radikalsten originalen Stimmen in der improvisierten Musik“ gemeint ist. Aber aller Radikalität zum Trotz ist es stets faszinierend zu beobachten, wie sehr es Bauer darum geht, auf seinen Konzerten den Kontakt mit seinem Publikum zu vertiefen.

„Bauer ist eine Instanz in Sachen Jazz und improvisierte Musik – in der DDR vor der Friedlichen Revolution 1989 ebenso wie auch im wiedervereinigten Deutschland“, heißt es in der Begründung der Jury, der unter anderem die Sängerin und Dekanin der Jazzabteilung der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Anette von Eichel, Wolfram Knauer vom Jazzinstitut Darmstadt und die Saxofonistin Angelika Niescier angehörten. „Dabei hat er sich bis heute zwei wichtige Eigenschaften bewahrt, die ihn als Künstler aus- und kennzeichnen. Gleichgültig, ob alleine und solo oder als Mitglied einer Band: Zum einen geht er oftmals ohne Absprachen auf die Bühne und lässt seine Musik so spontan wie möglich vor dem Publikum entstehen. Zum anderen beweist er neben seiner Meisterschaft im Umgang mit geräuschhaften Klängen sein einmaliges Gespür für melodische Prozesse, aus dem heraus sich bis heute seine freie Improvisationskunst speist.“ Preisverleihung und Preisträgerkonzert mit Bauer, William Parker (Bass) und Hamid Drake (Drums) finden am 5. November im Rahmen des Jazzfests Berlin statt.

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„Albert Mangelsdorff Preis“

Text
Rolf Thomas
Foto
Lena Panzer Selz

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