In Memoriam Wolfgang Engstfeld

Freunde und Weggefährten erinnern

Wolfgang EngstfeldWolfgang EngstfeldWelchen Einfluss und Impact Wolfgang Engstfeld auf die Jazzszene hatte, zeigte sich einmal mehr, als sich am 18. September die Nachricht seines Todes verbreitet hatte. Wir haben daraufhin einige seiner Freunde und Kollegen, Musiker und Weggefährten gebeten, mit eigenen Worten die Lebensleistung, das Schaffen und Werk dieses Saxofonisten aus Düsseldorf zu würdigen. Die Liste ist recht lang geworden – mit Statements über Engstfeld von Uli Beckerhoff, Reiner Witzel, Peter Weiss, Hendrik Soll, Anette von Eichel, Philipp van Endert, Peter Weniger, Christoph Spendel, Anke Helfrich, Paul Heller, Sebastian Gahler, Axel Fischbacher und Gunnar Plümer.

Uli Beckerhoff (Trompeter, Bremen)
Wolfgang (wir Freunde nannten ihn alle Wölfi) war einer der besten Musiker, die die deutsche Jazzszene je hervor gebracht hat. Seit 1970 haben wir in vielen gemeinsamen Bands zusammengespielt, und es hat sich daraus eine lebenslange Freundschaft entwickelt. Er war ein humorvoller, das Leben bejahender Freund – und einer der inspirierendsten Musiker meines Lebens. Ich bin sehr traurig, er wird mir fehlen!

Reiner Witzel (Saxofonist, Düsseldorf)
Ohne Wolfgang als meinen langjährigen Lehrer wäre ich nie Musiker geworden. Er ist einer der besten Saxofonisten, die Europa jemals hervorgebracht hat – eine wirkliche Persönlichkeit mit einem Sound, der stets unter die Haut ging: Jedes Solo eine Geschichte, jede Phrase ein Gedicht!

Peter Weiss (Schlagzeuger, Düsseldorf)
Wolfgangs Tod ist für mich als Freund ein großer persönlicher Verlust! Aber auch als Musiker verlieren wir einen der wichtigsten Vertreter seines Instruments. Ich werde sein vitales, intensives Spiel, das gleichzeitig so lyrisch ist, und seinen unverwechselbaren Ton vermissen!

Hendrik Soll (Pianist, Köln)
Mit Wolfgang über so viele Jahre musikalisch und persönlich verbunden gewesen zu sein, gehört zu den glücklichsten Fügungen meines Lebens. Während meiner Zeit als Pianist im Engstfeld/Weiss-Quartett habe ich von ihm fundamentales über das Machen von und Leben mit Musik gelernt, das ich auf keine bessere Weise hätte in Erfahrung bringen können. Danke, Wölfi!

Anette von Eichel (Sängerin, Dekanin Jazz HfMT, Köln)
Im Laufe der Jahre arbeitete Wolfgang stilprägend mit vielen deutschen und internationalen Jazzmusiker/-innen zusammen, von 1992 bis 2016 unterrichtete er als unser Kollege für Jazzsaxofon an der Hochschule für Musik und Tanz Köln (HfMT). Als ich dort anfing, hat mich Wolfgang mit offenen Armen aufgenommen. Das war Gold wert. Ein Mann mit ganz viel Seele!

Philipp van Endert (Gitarrist, Düsseldorf)
Wölfi war so ein unfassbarer Musiker, sein Ton auf dem Saxofon war einzigartig. Immer wenn ich ihm zuhörte, war ich total berührt und fasziniert von den Geschichten, die er mit seinem Instrument erzählte, welche komplexe und gleichzeitig wunderschöne Harmonik er hervorzauberte. Viele seiner Aufnahmen, vor allem die Platten mit Peter Weiss und Gunnar Plümer oder dem Engstfeld/Weiss-Quartett, waren so immens wichtig für mich und meine Generation – und werden es immer bleiben.

Peter Weniger (Saxofonist, Berlin)
Wolfgang war inspirierend und konnte einen immer begeistern! Welch ein Glück! Zum Ende meines Studiums hatte ich die Möglichkeit, bei ihm Unterricht zu nehmen. Wir haben so viel von Wolfgang lernen dürfen. Absolute Weltklasse! Danke, Wolfgang!

Christoph Spendel (Pianist, Keyboarder, Frankfurt/Main)
Wolfgang Engstfeld war dem Auge des Jazz so nah wie kaum ein anderer deutscher Musiker. Als Mitglied der Band Jazztrack hatte ich von 1975 bis 1980 die Möglichkeit, an seiner Seite über die essenziellen Zusammenhänge der Improvisation zu lernen und durch unzählige Gespräche historische Entwicklungen zu erfahren. Er war ein Krieger für die Reinheit und die unverzerrte Weitergabe der Tradition. Seine unzähligen Mitmusiker und Studenten können und werden das nun unter Tränen bestätigen.

Anke Helfrich (Pianistin, Weinheim)
Als ich gerade die ersten Jazzstandards lernte, spielte das Trio Engstfeld/Plümer/Weiss im Muddy´s Club in Weinheim, einem Blues & Jazzkeller und soziokulturellem Zentrum, in dem ich die darauf folgenden Jahren viele weitere großartige Musiker hören und meine ersten Konzerte spielen durfte. Es hat mich damals ungeheuer inspiriert, wie dieses Trio „Green Dolphin Street“, „When I Fall In Love“ oder „Hackensack“ von Thelonious Monk spielte und wie Wolfgang Engstfeld darüber improvisierte – ein Harmonieinstrument habe ich zu keiner Sekunde vermisst … und vergessen habe ich dieses Konzert bis heute nicht.

Paul Heller (Saxofonist, Köln)
Wegen Wolfgang Engstfeld bin ich Tenorist geworden. Mitte der 1980er-Jahre sah ich das legendäre Trio Engstfeld/Plümer/Weiss zum ersten Mal live. Sein Sound, die Stärke, die Kraft und gleichzeitig die Sensibilität und Verletzlichkeit in seinem Spiel, gepaart mit Intelligenz und Geschmack, machten Wölfi zu einem der ganz Großen des Tenorsaxofons. Das Gleiche gilt für ihn als Komponist. Melodische, harmonische und rhythmische Souveränität, Natürlichkeit und absolute Wiedererkennbarkeit – nach spätestens vier Takten weiß man, dass es ein Engstfeld-Tune ist. Ich bin unendlich dankbar für die Unterrichtsstunden, die ich in meiner kurzen Zeit an der Kölner Musikhochschule bei ihm hatte – und die für mich enorm prägend und inspirierend war. Wir haben über Musik und das Leben gesprochen, vor allem haben wir zusammen gespielt – das wird ein entscheidender Teil von mir bleiben.

Sebastian Gahler (Pianist, Düsseldorf)
Wolfgang war eine europäische Legende am Tenorsaxofon – und eins meiner größten musikalischen Vorbilder. Seine Linien, sein SOUND, seine Stücke: alles einfach immer so unfassbar deep. Keine überflüssige oder mittelmäßige Note. Immer alles voll auf den Punkt. Ich bin unendlich dankbar für die vielen schönen musikalischen Momente, die ich mit ihm erleben durfte.

Axel Fischbacher (Gitarrist, Wuppertal/Berlin)
Wolfgang Engstfeld war einer der Wenigen, denen ich vorbehaltlos geglaubt habe, was er über Musik gesagt hat – das hat sich in seinen Improvisationen und Kompositionen stets bestätigt. Bei ihm gab es nie „Gelaber“. Und wenn er doch bei Aufnahmen, wie für das „Moods“-Album mal irgend etwas zu „geschwätzig“ fand, hat er alles daran gesetzt, dass es dieser Take nicht auf’s Album schaffte. Neben aller musikalischen Größe war er vor allem ein kritischer Geist. Ich mochte ihn sehr: Auf der Welt ist es trauriger ohne Wolfgang.

Gunnar Plümer (Bassist, Bonn)
Es war ein ganz großes Glück, Wolfgang Engstfeld über viele Jahrzehnte zum Freund und als Kollegen zu haben. Seine persönliche Integrität und seine musikalische Haltung werden immer im Gedächtnis bleiben. Wölfi, du wirst uns sehr fehlen.

Weiterführende Links
Nachruf auf Wolfgang Engstfeld

Text
Martin Laurentius

Veröffentlicht am unter News

rejazz festival 2024