Michel Reis
For A Better Tomorrow
(CAM Jazz/Harmonia Mundi)
Auch der luxemburgische Pianist Michel Reis, sonst gerne im Trio-Format unterwegs, wagt sich an ein Solo-Album. Neben klassischen und jazzigen Einflüssen, die nicht überraschen, sondern durch ihren rhythmisch-modernen Fluss zu überzeugen wissen, covert Reis auch zwei Dylan-Songs, nämlich „Simple Twist Of Fate“ (vom Scheidungs-Drama-Album „Blood On The Tracks“) und „Chimes Of Freedom“ (aus Dylans Bürgerrechts-Zeit). Dass Dylan, der in der Öffentlichkeit ja vornehmlich als Sänger und Dichter geschätzt wird (der Nobelpreis für Literatur spricht Bände), auch vorzügliche Melodien geschrieben (und gut geklaut) hat, darauf weist Reis mit einiger Berechtigung hin. Dass man die Songs in seinen Fassungen kaum wieder erkennt, schadet nicht, sondern zeugt vielmehr von der hohen Spielkultur des Luxemburgers: Ein minder begabter Pianist könnte die Songs gar nicht auf derart hohem Niveau interpretieren – man muss Michel Reis mithin zu den Größten seines Fachs zählen.