John Surman
Words Unspoken
(ECM/Universal)
Es gibt nicht viele Jazzmusiker mit einem derart distinktiven Ton wie den britischen Altmeister auf Sopran- und Baritonsaxofon sowie Bassklarinette. Lange hat John Surman sich mit Veröffentlichungen zurückgehalten, doch es bedarf nur weniger Töne, um wieder vollends in sein Universum abzutauchen. Oder in selbiges aufzusteigen, denn seine Musik ist ebenso kosmisch wie tief im Erdkern verankert. Für seine neue Einspielung hat er sich mit einem neuen personellen Umfeld umgeben, das wesentlich jünger ist als er selbst. Mit Gitarrist Rob Luft, Vibrafonist Rob Winding und dem norwegischen Schlagzeuger Thomas Strønen gelingt es dem hellwachen 79-Jährigen, an die großen Würfe seiner ECM-Alben aus den 1970er- und 1980er-Jahren anzuschließen. Surman erweist sich einmal mehr als romantisch expressiver Landschaftsmaler, dessen Klangfarbenauftrag im übertragenen Sinn an seinen großen Landsmann William Turner erinnert. Die Auswahl seiner Farbtöne ist kräftig und doch transparent, das Klanglicht seiner Kompositionen suggeriert eine Ahnung von der Existenz hinter dem Horizont. Seine drei jüngeren Kompagnons erhalten viel Gelegenheit für ihre eigene Pinselführung. „Words Unspoken“ ist ein schönes Album, das sich beileibe nicht nur an Jazzhörer wendet.