Nancelot
Nancelot
(Unit/Bandcamp)
Im Grunde ist es wieder bloß eine Geschmacksfrage. Geigen oder Flöten spricht man gerne den Stallgeruch des Jazz ab, vielleicht auch, weil es bisher nur eine Handvoll Protagonisten gab, die es schafften, ihre Instrumente aus den sattsam bekannten Klischeekrallen zu befreien. Und nun kommt Nancelot, inspiriert durch den Namen der Schweizer Flötistin Nancy J. Meier. Gleich viermal Flöte und einmal Schlagzeug. Kein Bass, kein Tasteninstrument, kein weiteres Gebläse und offenbar auch keine Hierarchie. Alle Stimmen sind gleichberechtigt und gleich wichtig. Meier geht bei ihrem Exkurs aufs dünne Eis durchaus ein Risiko ein. Sie und ihre Kolleginnen Camille Quinton, Eline Gros und Anett Kallai probten deshalb zwei Jahre lang, was das Zeug hält, und entwickelten mit der Suite „Thoughts Of Plants“ in fünf Sätzen eine neue, durchaus aufmüpfige Spielidee, die mehr sein will als nur reanimierte Klassik. Aber erst mit dem Berliner Jazzpreisträger Tilo Weber am Drumset und dessen verspielter Leichtigkeit treten die erhofften Überraschungseffekte und Farbtupfer hervor. Mehr davon!