Paulus Schäfer / Joost Zoeteman Quartet

Fratellanza

(Challenge/Bertus)

Paulus Schäfer / Joost Zoeteman Quartet – Fratellanza (Cover)Wie klingt wohl ein Stück, dem die Protagonisten selbst den Titel „100 %“ verpasst haben? Natürlich 100 Prozent, volle Pulle, alles, was zwei Gitarren, ein Bass und ein Schlagzeug nun mal rausholen können! Und irgendwie fällt es bei dem feurigen Opener kaum mehr auf, dass das alles eigentlich strenggenommen in die Schublade „Gypsy Jazz“ gehört, jenem populistischen Klischee, das viele Menschen immer noch für die legitime Light-Variante des Genres halten. Normalerweise nudelt man dazu sklavisch sein Django-Reinhardt-Repertoire rauf und runter. Aber Paulus Schäfer und Joost Zoete­man haben zum Glück noch eine ganze Menge mehr drauf, nämlich Latin, Funk, ein paar zeitgenössische Moves, Wes Montgomery natürlich, selten pomadig, sondern recht frisch, modern und frei vom Nimbus einer Kaffeehaus-Kapelle. Viel zum druckvollen Konzept trägt auch das schlanke Rhythmustandem mit Wim De Vries und Jasper Somsen bei. Clever: Die vier treiben sich nicht etwa bei „Sweet Georgia Brown“ rum, sondern eher in Italien („Volare“) oder Brasilien (Manhã De Carnaval). Das schafft jede Menge Platz für zwei konträre Charaktere wie Schäfer und Zoeteman.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 153

Veröffentlicht am unter Reviews

Deutscher Jazzpreis 2025