Pulitzer Prize: Tyshawn Sorey
Am 6. Mai gab die Columbia University die Gewinner/-innen des Pulitzer-Preises für Journalismus, Literatur, Drama und Musik bekannt, die auf Empfehlung des Pulitzer-Kuratoriums verliehen werden. Den „Pulitzer Prize“ für Musik erhält in diesem Jahr der Jazzschlagzeuger und Komponist Tyshawn Sorey für sein Werk „Adagio (For Wadada Leo Smith)“. Damit setzt Sorey seine Werkreihe musikalischer Porträts Schwarzer Komponist/-innen fort. So gab es zum Beispiel bereits eine Komposition für George Lewis.
In der Jurybegründung heißt es: „,Adagio (For Wadada Leo Smith)‘ ist vordergründig ein Konzert für Saxofon und Orchester, aber in vielerlei Hinsicht ist es ein Antikonzert. Konzerte sind in der Regel Schauplätze für glanzvolle Darbietungen virtuoser Technik. Dieses Werk erfordert viel Technik, aber von einer viel subtileren Sorte. Anstelle von rasanten Ausbrüchen von Sechzehntel- oder Zweiunddreißigstel-Noten werden Solist und Orchester aufgefordert, in einem eisigen Tempo von 36 Viertelnoten pro Minute zu spielen. Die Dynamik ist extrem ruhig. Es geht mehr um Introversion als um Extroversion. Spieler/-innen und Zuhörer/-innen müssen sich 20 Minuten lang darauf einstellen, dass sich das Werk langsam und leise entfaltet, mit schönen, getragenen Harmonien und weniger getragenen Melodien, die vom Orchester oder auch vom Saxofonsolisten eingeführt werden. Dieses stattliche, zurückhaltende Werk ist eine willkommene Abwechslung vom Chaos und der Aufdringlichkeit des modernen Lebens.“
„Adagio (For Wadada Leo Smith)“ wurde vom Lucerne Festival und dem Atlanta Symphony Orchestra in Auftrag gegeben. Die Uraufführung fand am 20. August 2022 in Luzern statt, die US-Premiere am 16. März 2023 in Atlanta. Der Solist für beide Aufführungen war Timothy McAllister. Die US-Premiere fand im Rahmen des Programms „Amplifying Voices“ von New Music USA statt.
Posthum wurde ein weiterer Pulitzer-Preis als „Besondere Würdigung“ an den 2021 verstorbenen Musikkritiker, Schriftsteller und Musiker Greg Tate vergeben. In der Jurybegründung heißt es: „Eine besondere Ehrung für den verstorbenen Schriftsteller und Kritiker Greg Tate, dessen Sprache, die er aus der Literatur, der Wissenschaft, der Populärkultur und dem Hip-Hop übernommen hat, ebenso einflussreich war wie der Inhalt seiner Ideen. Seine Ästhetik, seine Innovationen und seine intellektuelle Originalität, vor allem in seiner bahnbrechenden HipHop-Kritik, beeinflussen nach wie vor nachfolgende Generationen, insbesondere schwarze Schriftsteller/-innen und Kritiker/-innen.“ Tate war ein Musik- und Populärkulturkritiker und Journalist, dessen Arbeiten in zahlreichen Publikationen erschienen sind – wie zum Beispiel „The Village Voice“, „The Wire“ und „Downbeat“. Er war der Autor von „Flyboy In The Buttermilk: Essays On Contemporary America“ und „Midnight Lightning: Jimi Hendrix And The Black Experience“ sowie Herausgeber von „Everything But The Burden: What White People Are Taking From Black Culture“. Als Gitarrist und Dirigent leitete er das Improvisationsensemble Burnt Sugar The Arkestra Chamber.
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„Pulitzer Prize“