Qantara: Rücktritt und Neustart
Zum Ende des Monats Juni ist die Redaktion des Online-Portals qantara.de geschlossen zurückgetreten, wie sie es bereits im April angekündigt hatte. Qantara („Brücke“) wurde 2001 vom Auswärtigen Amt (AA) als Bestandteil der Deutschen Welle aufgegleist. Nach dem 11. September sollte mit der redaktionellen Arbeit auf Deutsch, Arabisch und Englisch an Themen um Politik, Gesellschaft und Kultur aus der arabischen Welt Deutschlands Ruf bei der arabischsprachigen Weltbevölkerung verbessert werden. Der damalige Außenminister Joschka Fischer hatte die Mittel bereitgestellt. Die fünfköpfige Redaktion sah im Zuge der Ausgliederung aus der Deutschen Welle durch das AA nun keine Zukunft mehr in ihrer Arbeit. Qantara.de wird zum 1. Juli vom Stuttgarter Institut für Auslandbeziehungen (IfA) übernommen.
Das IfA aber verfüge – so die bisherige Redaktion – nicht über die nötige Infrastruktur, so dass man keinen Zugang zu den Datenbanken und Agenturen habe wie bei der Deutschen Welle. Außerdem werde das IfA größtenteils vom AA finanziert, so dass man um journalistische Unabhängigkeit fürchte und gleichzeitig eine inhaltliche Glättung erwarte, besonders bei Artikeln, die die politischen Positionen der Regierung in der Außenpolitik und zum Islam kritisieren. Das AA verneint eine Einflussnahme und garantierte Staatsferne, während das IfA mit neuem Redaktionsteam ab Juli eine weiterhin „differenzierte, kritische und unabhängige“ Berichterstattung ankündigt. Die Leitung von qantara.de übernimmt nun Jannis Hagmann, ein ehemaliger taz-Redakteur. Die bisherigen Inhalte werden zu 85 Prozent auf die neue Plattform übernommen. Wir werden besonders beobachten, wie sich die bislang exzellente und hintergründige Berichterstattung im Kultur- und Musikbereich unter neuer Führung entwickeln.
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