Schweiz: Jazz Festival Willisau

Asher GamedzeAsher GamedzeDie Geschichte ist bekannt: Wie der Schweizer Grafiker Niklaus Troxler 1975 in seiner Heimatstadt Willisau ein internationales Jazzfestival ins Leben rief, nachdem er seit 1966 dort schon Konzerte auch mit Größen der damals noch jungen Jazz-Avantgarde veranstaltet hatte. Wie dieses einmalige Festival über die Jahrzehnte wuchs und zum Hot-Spot für einen zeitgenössischen Jazz und eine diverse Improvisationsmusik wurde, dabei aber das eigene Terroir als Humus für seine Atmosphäre vor Ort beibehielt. Über lange Zeit bildete das Jazz Festival Willisau mit den Festivals im österreichischen Saalfelden und in Moers ein ästhetisches Dreieck, mit dem das Publikum jedes Jahr das Neueste dieser Musik erleben konnte. 2010 übergab Troxler die künstlerische Leitung an seinen Neffen Arno, 2011 schenkte er das umfangreiche Festivalarchiv mit Tondokumenten, Plakaten, Programmheften und Presseberichten der Hochschule Luzern.

Ins 49. Jahr geht also das traditionsreiche Jazz Festival Willisau 2024. Und auch diesmal wieder hat Troxler für die Tage vom 28. August bis 1. September ein hochwertiges Programm mit Acts aus den USA, Europa und der Schweiz kuratiert. Ein Höhepunkt des diesjährigen Festivals wird das Projekt „The Harvest Time Experiment“ sein, das an den vor zwei Jahren gestorbenen Pharoah Sanders, dessen legendäres Album „Pharoah“ von 1977 und der stilbildenden Komposition „Harvest Time“ erinnert. Dieses Projekt geht zurück auf die Initiative des Gitarristen Tisziji Muñoz, der schon bei der Original-Studiosession dabei war, und des Bassisten Joshua Abrams. Für das Konzert in Willisau verstärken sie sich mit dem Groove-starken Londoner Trio III Considered, der Leiterin des Afrobeat-Kollektivs Kokoroko, der Trompeterin Sheila Maurice-Grey, dem südafrikanischen Schlagzeuger Asher Gamedze sowie den beiden Schweizern Christoph Erb (Saxofon) und Hanspeter Pfammater (Synthesizer), die der Festivalleiter den Amerikanern vorgeschlagen hat: „Beide kennen Chicago und die dortige Jazz- und Impro-Szene, zu der auch ,Harvest Time‘-Initiant Joshua Abrams gehört“, so Troxler.

Die in Berlin lebende Pianistin und Komponistin Magda Mayas bringt beim Jazz Festival Willisau ihr Projekt „Filamental“ zur Aufführung. Als Pianistin hat sie sich ein einmaliges Klangkonzept der Präparation ihres Instrumentes ausgedacht, zusammen mit ihrem international besetzten Oktett sucht sie nach Wegen, die Binarität von Komposition und Improvisation aufzulösen. Mit seinem eigenen Turbulence & Pulse Quartet ist Gamedze noch ein weiteres Mal in Willisau zu hören, mit dem er eine widerständige und politisch widerspenstige Improvisationsmusik auf die Bühne bringen will. Eine schweizerische Allstar-Band ist das Trio HELVETICUS mit dem Drummer Daniel Humair, dem Posaunisten Samuel Blaser und dem Bassisten Heiri Känzig. In ihren Konzerten fokussieren sie sich auf das rauschhafte Erleben von Spiritualität im Flow der gemeinsamen Improvisation. Unter anderem noch beim Festival zu hören: das Ambrose Akinmusire Quartet, das Co Streiff/Russ Johnson Quartet, Sylvie Courvoisier Chimaera, Y-OTIS, Siselabonga, Löwenzahnhonig und Simone Felbers iheimisch. Das komplette Programm und alle Infos findet man auf der Festival-Site im Internet.

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Jazz Festival Willisau

Text
Martin Laurentius
Foto
Dylan Falley

Veröffentlicht am unter News

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