Pat Metheny

MoonDial

(BMG/Warner)

PRO

Pat Metheny – MoonDial (Cover)Linda Manzer und Pat Metheny sind ein besonderes Paar. Mehr als 25 Instrumente hat die kanadische Gitarrenbauerin für ihren Starkunden entwickelt. Im Vorfeld von dessen 70. Geburtstag widmete sie sich einem besonders kniffeligen Problem, einer Baritongitarre für Nylonsaiten. Manzer machte ihren Job so gut, dass Metheny voller Begeisterung mit seinem neuen Instrument gleich ein Album aufgenommen hat. „MoonDial“ ist ein Soloprogramm mit zwölf Songs und einem Epilog, das sich solistisch zurückhaltend, in Sound und Klangpoesie aber vielschichtig fein dem tieferen Klangspektrum widmet. Einige Standards, auch eine seltene Lennon/McCartney-Komposition gehören zum Programm. Der Rest sind Originals, mit stilistischer Übersicht und viel klassisch spieltechnischer Detailarbeit interpretiert. Metheny feiert seine Baritongitarre – ein Fest mit wenig Jazz, aber viel Zärtlichkeit.
Ralf Dombrowski

KONTRA

Das Cover von „MoonDial“ hätte für seine surreale Assoziationstiefe einen Jahrespreis verdient. Nur kann die Musik mit dem Artwork in keiner Weise mithalten. Dass die Einspielung für Pat Metheny eine Zäsur ist, weil sie exklusiv auf der Baritongitarre eingespielt wurde, kann seiner Hörerschaft schnuppe sein. Die zentrale Frage lautet: Was kann er uns erzählen? Und da hat er leider nicht allzu viel im Köcher. Die traumhaften Fabelwelten und Roadtrips, die er uns reihenweise mit der Pat Metheny Group oder seinem Solodebüt „New Chautauqua“ lieferte, liegen Jahrzehnte zurück. Einmal mehr vergräbt sich der Gitarrist in verstiegenen Selbstreflexionen, von denen nichts verfängt, sowie die Musik verklungen ist. Angenehm im Sound, nichtssagend im Plot, lautet das traurige Fazit des neuesten Albums eines Musikers, der instrumentales Storytelling einst auf ein völlig neues Level hob.
Wolf Kampmann

Text
Ralf Dombrowski, Wolf Kampmann
, Jazz thing 155

Veröffentlicht am unter Reviews

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