RIP: Olaf Kübler

Olaf KüblerOlaf KüblerOlaf Kübler legte als Saxofonist für einen Jazzmusiker einen klassischen Karrierestart im West-Deutschland der Nachkriegszeit hin. 1937 in Berlin geboren, wuchs er nach dem Zweiten Weltkrieg in Gießen auf, wo er schon als Teenager Saxofon in den Clubs der amerikanischen GIs spielte. 1958 war er Mitglied im Mac Reimann Sextett, das beim Düsseldorfer Amateurfestival ausgezeichnet wurde. 1959 zog er nach Köln, um in der Jazzklasse Kurt Edelhagens an der Hochschule für Musik und Tanz zu studieren. Dort traf er auf Gleichgesinnte wie Manfred Schoof, Alexander von Schlippenbach und Jaki Liebezeit. Über die Schweiz zog es Kübler 1966 nach München, wo er unter anderem mit Don Menza, Benny Bailey und Joe Haider arbeitete. „Das war wie im Bergwerk, Stollen sieben! Eine Stunde spielen, Viertelstunde Pause, und das achtmal am Abend. Für monatlich neunhundert Mark“, erinnert sich Kübler an diese Jahre in seiner Autobiografie. „Normalerweise hatten die Pianisten nach acht Stunden keine andere Möglichkeit, als ihre blutunterlaufenen Fingernägel in der Küche abzukühlen, nachdem sie den ganzen Abend in die meist kaputten Klaviere reingehämmert hatten.“

Ende der 1960er war Kübler dann Gründungsmitglied von Klaus Doldingers Band Passport, in dessen erster Besetzung auch Udo Lindenberg Schlagzeug spielte. Von 1970 an war er eine Weile lang Manager und Produzent der deutschen Kraut-Rock-Band Amon Düül II. 1973 begann seine Zusammenarbeit mit Lindenberg und dessen Panikorchester. Mehr als zehn Jahre lang spielte Kübler mit dieser Deutsch-Rock-Legende – wohl nicht ganz konfliktfrei: 1979 verklagte er seinen Bandleader, um als Miturheber einiger Texte Lindenbergs anerkannt zu werden. Dieser Prozess endete 1981 mit einem Vergleich, eine erneute Klage Küblers gegen Lindenberg wies aber das Landgericht Hamburg 2010 zurück. Zudem spielte er mit dem Multimedia-Künstler Eberhard Schöner und war Saxofonist für Marius Müller-Westernhagen.

In den 1990er-Jahren kehrte Kübler zum Jazz zurück und veröffentlichte das Album „Round The Outside“, auf dem er unter anderem mit dem Organisten Dr. Lonnie Smith zu hören war. 2002 nahm er „When I’m 64“ im Quartett mit Christoph Spendel (Piano), Kurt Bilker (Drums) und André Nendza (Bass) auf, 2006 erschien bei ACT Music „So war’s – voll daneben“ als eine Art Hörbuchversion seiner Autobiografie. Nur wenige Tage nach seinem 87. Geburtstag ist Olaf Kübler am 12. September gestorben.

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Text
Martin Laurentius

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