USA I: Dizzy Gillespie for President

Dizzy GillespieDizzy GillespieAm 5. November 2024 wird in den USA zwischen Donald Trump und Kamala Harris über die nächste Präsidentschaft entschieden. Vor 60 Jahren kandidierte der Jazztrompeter Dizzy Gillespie für die Präsidentschaftswahlen 1964 in den USA. Auf einer Pressekonferenz in Los Angeles erklärte Gillespie damals, im Falle seines Sieges werde er das Weiße Haus in „Blues House“ umbenennen. Seine Kampagne sei nicht nur Satire, er wolle mit seiner Kandidatur und dem damit verbundenen Medieninteresse die Bürgerrechtsbewegung unterstützen. Verkäufe seines Wahlkampfbuttons „Dizzy Gillespie for President“, der sich heute in der Sammlung des „Smithsonian National Museum of African American History and Culture“ befindet, gingen direkt an den „Congress of Racial Equality“ (CORE) und an die von Martin Luther King geleitete „Southern Christian Leadership Conference“.

Gillespie erklärte weiterhin, dass sein Kabinett aus folgenden Personen bestehen werde: Duke Ellington als Außenminister, Miles Davis als CIA-Direktor, Max Roach als Verteidigungsminister, Charles Mingus als Friedensminister, Ray Charles als Bibliothekar des Kongresses, Louis Armstrong als Landwirtschaftsminister, Mary Lou Williams als Botschafterin im Vatikan, Thelonious Monk als Reisebotschafter und Malcolm X als Generalstaatsanwalt. Weiterhin versprach er, im Falle seines Wahlsiegs allen Bedürftigen eine Unterkunft und Krankenhausversorgung zur Verfügung zu stellen, die amerikanischen Truppen aus Vietnam abzuziehen, sich für weltweite Abrüstung einzusetzen und ein Programm zur Einführung von Jazzunterricht in allem amerikanischen High Schools zu starten.

Geleitet wurde Gillespies Wahlkampf von Jean Gleason gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Jazzkritiker und späteren Gründer des Magazins Rolling Stone, Ralph Gleason. Gillespies Wahlkampfsong war eine 13-minütige Version von „Salt Peanuts“ mit dem Slogan „Vote Dizzy“, einem Live-Mitschnitt vom Monterey Jazz Festival 1963, der später als Teil des Albums „Dizzy for President“ erschien, gesungen von Jon Hendricks. Gillespie kandidierte als unabhängiger „Write-in-Kandidat“. Sein Name stand zwar nicht auf dem Wahlzettel, konnte aber handschriftlich von den Wähler/-innen dort eingetragen werden. Er zog sich letztlich aus dem Rennen zurück, kandidierte jedoch 1971 erneut, mit Ramona Crowell, Mitglied des Sioux-Stammes, als Vizepräsidentin und Muhammad Ali als Außenminister.

Weiterführende Links
„Dizzy for President“
„Vote Dizzy”

Text
Maxi Broecking
Foto
William P. Gottlieb Collection

Veröffentlicht am unter News

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